Dieses Jahr bin ich erstmalig auch außerhalb von Siem Reap in Kambodscha unterwegs. Zusammen mit Seiyon geht es nach Phnom Penh, Kampot, Sihanoukville und die Insel Koh Rong Samloem. Es wird also ab jetzt auch Infos und Geschichten über weitere Orte als Siem Reap und den Angkor Tempeln geben. In meinem ersten Artikel erzähle ich dir über meine Erlebnisse der Fahrt mit dem Zug in Kambodscha.
Seit 2016 hat die königliche Bahn ihren Verkehr zwischen Phnom Penh und Sihanoukville wieder aufgenommen. Einmal wöchentlich – Samstags – [update: neuerdings jeden Freitag, Samstag und Sonntag] geht es auf gleicher Strecke hin und zurück. Nur an Feiertagen wie das kambodschanische Neujahr fahren Züge an mehreren Tagen. Die Fahrt für die rund 350 km lange Strecke dauert rund 8 Stunden. Wir sind nur 4 Stunden unterwegs, weil wir auf halber Strecke in Kampot aussteigen wollen.
Bereits einen Tag vor Abreise kaufe ich die Karten. Eine für Seiyon und eine für mich. Für die einfache Strecke nach Kampot kostet das Ticket 7$ pro Person. Ob ich ein Auto, Tuk Tuk, Motorrad oder Fahrrad mitnehmen möchte, werde ich von der Dame am Schalter gefragt. Das ist ein Autoreisezug? Ich bin überrascht. Ich teile ihr mit, dass ich kein Gefährt habe. Mit der Hand füllt die Dame am Schalter das Ticket aus. Ebenso trägt sie uns handschriftlich in ein großes Buch ein. Das Prozedere dauert rund 10 Minuten und ich erhalte das Ticket mit zwei Platzreservierungen. Die Bahnhofshalle ist menschenleer. Klar – fährt ja auch kein Zug an dem Tag.
Am nächsten Morgen kommen wir um kurz nach halb sieben pünktlich am Bahnhof an. Diesmal ist die Halle mit wartenden Reisenden gefüllt. Sie alle wollen den 7 Uhr Zug in Richtung Sihanoukville nehmen.
Der Zug besteht aus vier kleinen Waggons und hinten dran noch zwei offene Güter-Waggons für Autos, Tuk Tuks & Co. Und tatsächlich, zwei Autos und zwei Tuk Tuks gehen mit auf die Reise. Ein Bahnmitarbeiter kündigt per Mikrofon an, dass der Zug nun bereit sei. Wir steigen ein ins Abteil, es ist bequem und auf den blauen gemütlichen Bänken finden wir schnell einen Platz. Wobei wir amüsiert feststellen, dass es im Abteil gar keine festen Sitzplätze gibt.
Natürlich darf die obligatorische Klimaanlage nicht fehlen. Und ausgerechnet dieses Exemplar ist äußerst eifrig bei der Sache – die Luft ist eisig. Überall im Abteil fangen die Leute an, die Fenster zu öffnen. Kurz darauf erscheint die Schaffnerin. Sie gibt uns unmissverständlich zu verstehen, dass die Fenster geschlossen bleiben müssen. Sie spricht gebrochenes Englisch mit viel Khmer dazwischen, für die meisten im Zug eigentlich unverständlich, doch ihre Körpersprache sagt alles. Natürlich wollen wir den Grund wissen. Seiyon fragt nach und übersetzt die Antwort der mittlerweile „leicht“ angespannten Schaffnerin ins Englische: „Offene Fenster sind viel zu gefährlich“, so ihre Argumentation.
Achso …
„Außerdem sei die Klimaanlage jetzt so eingestellt, dass es schon bald sehr angenehm für uns sein wird“, so die weitere Erläuterung. Alle im Abteil sind sichtlich enttäuscht, doch sie lässt sich nicht umstimmen. Sichtlich frustriert, doch mit einer ergebenen Gelassenheit, schließen wir alle wieder die Fenster. Umso erstaunlicher stellt sich kurze Zeit später heraus, dass die Eingangstüren komplett geöffnet sind – bei fahrendem Zug wohlgemerkt … Seiyon und ich müssen laut lachen – wieder einmal typisch für Kambodscha und seinen unverständlichen Regeln, die man gern schon mal an anderer Stelle völlig ignoriert.
Allen voran hat es sich die Schaffnerin in der offenen Tür gemütlich gemacht. Auf dem Boden sitzend und munter schwatzend futtert sie ihr Frühstück – eine Suppe. Suppen zum Frühstück sind typisch in Kambodscha. “Wanna sit down”? Fragt sie mich und grinst mich dabei breit an. Ich gebe ich ihr zu verstehen, dass mir das zu gefährlich sei, was natürlich gelogen war – ich wollte sie nur ein klein wenig foppen. Ihr Grinsen wird noch breiter. Ich glaube, sie hat meinen Wink verstanden.
Schon bald entwickelt sich reges Treiben im Abteil. Nach gerade mal gefühlten 300 Metern Fahrt, wird erst einmal das mitgebrachte Essen ausgepackt. Essen ist wohl eine der wichtigsten Handlungen im Tagesablauf eines Kambodschaners. Auch die gut bestückte Bordküche hat ordentlich zu tun. Laufend bringt das Zugpersonal die bestellten Getränke und Speisen zu den wartenden Fahrgästen.
Mit einer Geschwindigkeit von rund 30 kmh tuckert der Zug durch die Landschaft. An manchen Stellen sind die Gleise so schlecht, dass es nur in Schrittgeschwindigkeit vorangeht. Wir spüren das Ruckeln der Räder auf den Schienen wenn sie über eine Nahtstelle rollen. Tock, Tock, Tock, dann eine Pause und dann wieder Tock, Tock, Tock. Es dauert nicht lange, und wir gewöhnen uns an den gleichmäßigen Takt. Es bleibt uns ja eh nichts anderes übrig :-)
Zwischenstop in Takeo. Wir können kurz aussteigen und uns die Beine vertreten, während einige Fahrgäste aussteigen und neue zusteigen. Wobei sich das Aussteigen aus unserem Abteil als gar nicht so einfach herausstellt. Der Bahnsteig ist trotz des nicht wirklich langen Zuges ein klein wenig zu kurz geraten. Viele nutzen die Gelegenheit, sich etwas zu essen zu kaufen. Kaum zu glauben: Auch diejenigen, die bereits die ganze Zeit gefuttert haben. Als sie zurückkommen, füllt sich das Abteil mit unterschiedlichsten Gerüchen. Hühnchen am Spieß, Gemüse, Suppe – alles da. Wir knabbern Oreon Kekse mit Erdbeergeschmack, die Seiyon für uns während des Halts schnell noch besorgt hat.
Weiter geht die Fahrt. Vorbei an sattgrünen endlos reichenden Reisfeldern während am Horizont die ersten Gebirgsketten auftauchen.
Direkt neben einer Bergkette geht es plötzlich gar nicht mehr weiter. Im Gegenteil, wir fahren sogar ein Stück in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Grund dafür ist der entgegenkommende Zug, auf den wir jetzt warten müssen. Unser Zug steht jetzt also auf dem Nebengleis herum. Wir fragen die Schaffnerin, wie lange es dauert. Manchmal geht es schnell, manchmal dauert es länger, bekommen wir als Antwort zu hören. Auf unsere Frage, wie lang denn lang sei, erhalten wir zur Antwort, dass 30 Minuten die längste Wartezeit sind. Wie sich herausstellt, warten wir länger als eine Stunde.
Aber alles halb so wild. Denn wir erreichen pünktlich unser Ziel … Den Bahnhof von Kampot.
Womit der Bahnhof nicht das eigentliche Ziel ist, sondern eine Bootstour mit Björn in Kampot :-)
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