{"id":14615,"date":"2020-07-09T17:58:10","date_gmt":"2020-07-09T17:58:10","guid":{"rendered":"https:\/\/www.visit-angkor.org\/de\/?p=14615"},"modified":"2022-06-17T13:35:06","modified_gmt":"2022-06-17T11:35:06","slug":"prumsodun-ok-fortfuehrung-einer-tradition-des-apsara-tanzes-in-die-moderne","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.visit-angkor.org\/de\/prumsodun-ok-fortfuehrung-einer-tradition-des-apsara-tanzes-in-die-moderne\/","title":{"rendered":"Prumsodun Ok – Fortf\u00fchrung einer Tradition des Apsara-Tanzes in die Moderne"},"content":{"rendered":"\n

Klassischer Khmer-Tanz ist kompliziert und schwierig zu erlernen! Bereits seit dem 9. Jahrhundert gibt es die ersten Zeugnisse, dass  es T\u00e4nzer im alten Khmer\u2013Reich als Boten zwischen den Menschen und den G\u00f6ttern gab. Sie wurden als lebendige Br\u00fccken angesehen zwischen Himmel und Erde. <\/p>\n\n\n\n\"\"\n\n\n\n

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Apsaras \u2013 aus dem Milchmeer geborene ‚himmlische T\u00e4nzerinnen‘, erfreuten ausschlie\u00dflich die k\u00f6nigliche Familie der Khmer. Jedes Jahr w\u00e4hlte man die sch\u00f6nsten Frauen des Reiches aus, die dann im h\u00f6fischen Apsara-Tanz ausgebildet wurden. Die vielen Abbildungen der Apsara-Kunst in Angkor sprechen ein beredtes Beispiel f\u00fcr die Bedeutung dieser Kunstform des Khmer-Volkes in jener Zeit!<\/p>\n\n\n\n

Dann \u2013 kam die \u00c4ra Pol Pot und mit ihm die Khmer Rouge. Ihnen war Der Apsara-Tanz, wie jedes intellektuelle Leben in Kambodscha, ein Dorn im Auge. 90% aller T\u00e4nzerinnen und T\u00e4nzer, die im klassischen Tanz unterrichtet wurden, wurden in jener Zeit get\u00f6tet.<\/p>\n\n\n\n

Wissen und F\u00e4higkeiten in unvorstellbarem Ausma\u00df, abgesehen von den Menschen, hinter denen immer auch ein Schicksal steht, gingen verloren. Selbst heute noch ist dieser Verlust in Kambodscha sp\u00fcrbar.<\/p>\n\n\n\n

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Interessanterweise ist der Apsara-Tanz in dieser schlimmen Zeit au\u00dferhalb Kambodschas in vielen Diasporen, in die sich Kambodschaner gefl\u00fcchtet hatten, zu einem verbindenden Symbol, zu einem Weg geworden, Wunden zu heilen, Kambodschaner miteinander zu verbinden, sich an die gemeinsame Identit\u00e4t zu erinnern.<\/p>\n\n\n\n

In gewisser Weise ist dieser verbindende und Einheit schaffende Aspekt auch f\u00fcr ein besonderes Vorhaben f\u00f6rderlich, dem sich der kambodschanische T\u00e4nzer Prumsodun Ok<\/a> verschrieben hat. Als homosexueller Mann mit einer klassischen Tanzausbildung war es ihm ein Anliegen, auch Khmer-T\u00e4nzer in der Kunst des Apsara-Tanzes zu unterrichten und ihn gesellschaftsf\u00e4hig zu machen. Obwohl queeres Leben in Kambodscha eigentlich kein Problem darstellte, selbst der von allen hochverehrte kamb. K\u00f6nig Norodom Sihanouk \u00e4u\u00dferte schriftlich seine Unterst\u00fctzung<\/a> f\u00fcr die gleichgeschlechtliche Ehe in Kambodscha, war gleichgeschlechtlicher Apsara-Tanz keine kleine Herausforderung.<\/p>\n\n\n\n

TED Talks – Die Magie des klassischen Khmer-Tanzes mit Prumsodun Ok<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Er begann in seinem Wohnzimmer, rief zu einem Casting auf, rechnete aber nicht mit einer gro\u00dfen Resonanz. Es kamen 12 Interessierte! Er entschloss sich, alle 12 zu unterrichten. Nach Monaten harter Arbeit war es soweit und die Premiere im Department of Performing Arts in Phnom Penh fand im August 2016 statt. <\/p>\n\n\n\n

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\u00a9 Prumsodun OK<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Junge und \u00e4ltere K\u00fcnstler, Ausl\u00e4nder und Kambodschaner, homo- und heterosexuelle Menschen kamen \u2013 innerhalb von Minuten war der Saal voller Menschen und die Vorstellung wurde zu einem wegbereitenden Erfolg!<\/p>\n\n\n\n

Ich habe seine Tanztruppe und seine Show in Phnom Penh 2019 in einer Vorstellung im Veranstaltungssaal des Java Creative Caf\u00e9 erleben d\u00fcrfen. Ein zutiefst ber\u00fchrendes Erlebnis. Oft wird in diesem Zusammenhang der Begriff \u201eradical beauty\u201c gebraucht! Und genau das ist es auch! Radikale Sch\u00f6nheit und Grazie n Bewegung und Ausdruck, fernab jeglicher Plattit\u00fcden und banalen Ausdruckes. <\/p>\n\n\n\n

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Und doch werden auch heute immer wieder Stimmen laut die behaupten, das sei nicht traditionell, nicht kambodschanisch und deshalb auch nicht Khmer!<\/p>\n\n\n\n

Diejenigen, die das sagen vergessen, dass Tradition niemals statisch ist. Tradition wird heute gelebt und bestimmt die Traditionen von Morgen! Tradition ist etwas, was sich immer weiter entwickelt und ver\u00e4ndert. Ver\u00e4ndert haben sich auch die Menschen, die er als T\u00e4nzer unterrichtet hat. Der Apsara-Tanz hat ihnen neue Perspektiven im Leben er\u00f6ffnet, hat Tr\u00e4ume wahr werden lassen, die sie nie zu tr\u00e4umen gewagt hatten.<\/p>\n\n\n\n

Und der Lehrer selbst? Auch er hat sich entwickelt. Auch er hat einen ungewissen Schritt gewagt, voller Zweifel, aber auch voller Zuversicht. Beseelt von einer Vision hat er den urspr\u00fcnglichen Zweck des Apsara-Tanzes \u2013 Mittler zwischen Menschen und G\u00f6ttern zu sein \u2013 ins Heute \u00fcbertragen. In Fortsetzung einer langen Tradition ist der Apsara-Tanz Dank Prumsodun Ok und seiner Truppe angekommen in einer Gesellschaft, in der auch gleichgeschlechtliche Ausdrucksformen des Tanzes ihre volle Berechtigung und Aufgabe haben.<\/p>\n\n\n\n

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