Vor kurzem fand in Kambodscha das Pchum Ben Fest statt. Pchum Ben gehört zu den wichtigsten Feierlichkeiten in Kambodscha und dauert insgesamt 15 Tage. Davon sind drei Tage gesetzliche Feiertage. Während dieser Zeit ist halb Kambodscha auf den Beinen, um Verwandte aus nah und fern zu besuchen und gemeinsam der Toten zu gedenken. Denn darum geht es beim Pchum Ben Fest.
2015 hatte ich das Glück, genau zu diesem Zeitpunkt in Kambodscha zu sein und ich konnte sogar den Feierlichkeiten beiwohnen. Leider ist genau zu diesem Zeitpunkt meine Kamera kaputt gegangen, sodass ich mir mit einer Videokamera behelfen musste. Wer weiß, wozu das gut war :)
Traditionelle Kleidung während der Feiertage
Am frühen Morgen holte Lee Heng mich mit seinem Motorrad vom Gästehaus ab. Von dort fuhren wir zu seiner Tante. Auf dem Weg dorthin fielen mir vor allem die festlich gekleideten Frauen auf. Ganz gleich ob jung oder reifer an Jahren trugen sie die traditionelle Kleidung der Khmer, schöne Röcke aus gefärbter Seite und bestickte Blusen. Seitlich auf dem Motorrad sitzend hielten sie elegant einen Henkelmann in der Hand, während sie von ebenfalls festlich gekleideten Männern gefahren wurden. Diese wiederum bestand ähnlich der kambodschanischen Schul- und Universitätskleidung aus einer dunklen Stoffhose und weißem Hemd.
Nach etwa 20 Minuten kamen wir bei Lee Heng’s Tante an. Sie hatte bereits alles vorbereitet und ehe ich mich versah hielt ich einen Henkelmann in der linken Hand. Ich fühlte mich geehrt und setzte mich stolz hinten auf das kleine Motorrad von Lee Heng. Die Fahrt ging nun weiter zu einer ganz bestimmten Pagode und ich war jetzt sehr gespannt darauf, was nun auf mich zukommen würde.
Mit Henkelmann auf dem Rücksitz eines Motorrades zum Pchum Ben Fest
An der Pagode angekommen herrschte ein reges Treiben. Lauter gestikulierende Kambodschaner, die entweder in die Pagode rein oder nach verrichteter Zeremonie wieder nach draußen wollten. Über dem turbulenten Treiben hing der dichte Dunst zahlloser Räucherstäbchen in der ohnehin schon feuchtheißen Luft des tropischen Klimas. Lee Heng fand einen Parkplatz und wir machten uns zu Fuß auf den Weg in die Pagode. Am Eingang mussten wir unsere Flip Flops abgeben. Gegen eine kleine Gebühr von 500 Riel (umgerechnet 13 Cent) hatten wir einen Aufpasser. Ehrlich gesagt konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich meine Flip Flops jemals wiedersehen würde. Stapelten sich doch geschätzt hunderte von ihnen kreuz und quer auf einem Haufen. Wobei man auch mehr oder minder ungeniert über den Schuhwerk-Haufen drüber hinweg trampelte, um möglichst schnell in das Innere der Pagode zu gelangen.
Ein „Meer“ mit Essen in Schüsseln auf dem Boden der Pagode
Den Henkelmann hatte Lee Heng mir in der Zwischenzeit abgenommen – die Speisen wurden auf kleinen Tellern verteilt. Ein Meer an Speisen – fast der ganze Boden war mit Tellern voll Essen bedeckt.
In einer Ecke des Raumes saßen Mönche und wiederum in einer anderen Ecke Musiker mit ihren für meine Ohren fremdartigen Klängen.
Reis in eine Reihe mit vielen Töpfen verteilen
Kurze Zeit später drückte mir Lee Heng eine kleine Blechdose mitsamt einem Löffel in die Hand, die mir Reis gefüllt war. Nun sollte ich mich in einer Reihe direkt hinter ihm anstellen und aufpassen, dass sich kein Kambodschaner vordrängelt. Was gar nicht so einfach war. Jetzt war Lee Heng an der Reihe. Hier vorne rechts auf dem Foto.
Die Zeremonie bestand darin, kleine Riel-Scheine an einem baumartigen mit Blumen, Schmuck und Kerzen dekoriertem Gestell anzuhängen und den Reis Löffel für Löffel in Töpfe zu geben, die auf einer langen Tafel aufgereiht waren. Eigentlich sollte es auf der anderen Seite wieder zurückgehen, so dass man die Tafel einmal umrundete. Doch war es zu dem Zeitpunkt so voll, dass kurzerhand beschlossen wurde, eine komplett neue Reihe zu eröffnen. Obwohl also nur zur Hälfte vollzogen, galt die Teilnahme an der Zeremonie dennoch als erfüllt. Am Ende der Tafel rupfte mir schließlich ein älterer Kambodschaner die Schüssel aus der Hand und packte den restlichen Reis auf einen großen Reishaufen.
Ich muss gestehen, dass ich schon verwundert war, wie mit diesen Unmengen von Essen umgegangen wurde. Doch freuen sich an diesen Tagen vor allem die Mönche, dass sie sich ihre Bäuche so richtig vollschlagen können. Auch Straßenkinder und arme Familien profitieren und lassen es sich schmecken.
Räucherstäbchen zum Abschluss
Nach der Reis-Zeremonie ging es in die nächste „Abteilung“. Ein Schrein mit einem Berg aus glimmenden Räucherstäbchen. Lee Heng gab mir bereits glimmende Räucherstäbchen, die ich in den Sand stecken sollte. Dabei musste ich höllisch aufpassen, dass ich niemanden vor, hinter oder neben mir mit der herabfallenden Glut meiner Räucherstäbchen verletzte. Wie durch ein Wunder sind wir beide heile und ohne jegliche Brandverletzung aus der Pagode herausgekommen. Und man glaubt es kaum: Selbst die Flip Flops waren schnell wiedergefunden.
Natürlich hat es mit den Zeremonien eine tiefere Bewandnis im Buddhismus und ist nicht einfach nur das Verteilen von Essen im allgemeinen auf dem Boden und Reis im Speziellen in Töpfen. Was es damit auf sich hat, erzähle ich dir hier bei Visit Angkor im Artikel Pchum Ben – Tag der Vorfahren in Kambodscha.
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