Battambang, eine Kolonialstadt mit einem eklektischen Stil und viel Geschichte, zieht eine ständig wachsende Bewegung von Künstlern an, die die zweitgrößte Stadt Kambodschas zu ihrer Heimat machen. Diese Bewegung ist am deutlichsten an der wachsenden Präsenz der lokalen Galerien, Boutiquen, Cafés und Bars zu erkennen.
Über die Gastautorin dieses Artikels
Ich heiße Andrea, bin Fotografin und zur Zeit Fahrradweltreisende. Mit meinem Partner bin ich im Mai 2022 in Berlin aufgebrochen um die Welt mit dem Fahrrad zu erkunden. Genau ein Jahr später sind wir wieder in Kambodscha und zur Zeit noch in Battambang.
Es hat sich etwas verändert.
War es 2017 noch schwer solche Künstler zu finden, so tut sich jetzt hier in Battambang eine große sichtbare Kunstszene auf.
Die einen denken an ihre Geschichte und vor allem an die ihrer Eltern unter der Herrschaft der Khmer Rouge. Anderen geht es um unsere Erde und eine Stimmung des Weltuntergangs zeigt sich. Wiederum andere beschreiben zwischenmenschliche Beziehungen und sogar die Probleme zur Politik werden hier und da thematisiert. Mancher bringt Tradition und neue Medien, Laptops und Mobiles, in einen offenen Diskurs.
Galerien haben einige eröffnet und auch wieder geschlossen, aber die Künstler machen weiter.
In den Galerien geht es oft mehr um den Kommerz, den Künstlern geht es um ihre Aussage.
Und so hat im Juni ein Festival stattgefunden, bei dem es um Kunstvermittlung mit vielen Workshops, aber auch um Streetart geht. Künstler wurden u.a. gebeten Wände zu gestalten, sogenannte Murals zu erstellen, wie schon bei 2 Festivals zuvor.
Treffen mit einem Künstler.
Wir haben uns mit dem Künstler Poy Chhunly getroffen, der uns durch die Straßen Battambangs führt. Neben einigen historischen Geschichten zu Gebäuden geht es aber hauptsächlich um die Kunstszene in Battambang.
Er berichtet z.B. von Sinn Sisamouth, der ein Lied über Battambang gesungen hat, welches jeder in diesem Land kennt. Er war der König der Liedermacher in Kambodscha in den 1950ern bis in die 19790er.
Chhunley selber hat seine Ausbildung bei Phare gemacht und unterrichtet dort heute neben seinen eigenen künstlerischen Tätigkeiten. Er möchte die Kunstszene größer machen, die Künstler zusammen bringen. Er möchte ein WIR schaffen. Seine Frau Rose ist ebenfalls Lehrerin bei Phare und Künstlerin. Auch sie begleitet uns bei dieser Tour.
Es ist die nächste Generation von Künstlern, die meisten von ihnen in den 1980er und 1990er Jahren geboren, die die Hauptakteure der gegenwärtigen kulturellen Wiederbelebung sind. Seine Idee ist es, ein eigenes Café zu errichten in dem die Künstler arbeiten können, ihre Kunst verkaufen.
Chhunley möchte als Künstler gesehen werden und nicht als armer Kambodschaner. Er möchte keine Spenden, er möchte, dass die Künstler als Künstler wahrgenommen und bezahlt werden. Es ist an der Zeit, dass sie sich aus der Geschichte befreien und in die Zukunft blicken.
Wir schauen uns mit ihm verschiedenen Streetart Arbeiten an und er führt uns ein in die Bedeutungen. Auch seine eigenen Arbeit erklärt er. Die Street 2,5 liegt direkt im Zentrum der Altstadt und beherbergt eine Handvoll Kunstadressen, Galerien, Cafés und Bars mit Ausstellungsräumen und einem regelmäßigen Programm an Kunstveranstaltungen.
Tipp: Wirklich einen Besuch wert ist das Romcheik 5, Artspace & Cafe. Nimm Dir Zeit, es gibt viel zu sehen über 3 Etagen und anschließend kansnt Du Dich auf dem Rooftop in dem eigenen Café im Grünen wieder stärken.
Anschließend begleitet Chhunly uns in das Atelier einer Künstlerin, die schon kleine Snacks und Tee für uns vorbereitet hat. Sie spricht über ihre Gedanken, warum sie Künstlerin geworden ist und wie sie sich als Künstlerin behaupten kann.
Wir bekommen nicht nur einen Einblick in die kreativen Gedanken der ansässigen Künstler, sondern erfahren auch, was die Künstler antreibt, die nach Battambang kommen, um sich durch Kunst und Design auszudrücken. Ein abgerundeter, kulturell eindringlicher Tag, an dem wir etwas über die Kunstkultur Battambangs, die Kolonialzeit oder Lost Places und ihre Geschichte erfahren.
Informationen zu der Tour.
Die Tour kostet $15 / Person, mind. aber $60. Bei privat gebuchten Touren wirst Du an Deiner Unterkunft abgeholt. Öffentliche Touren finden jeden Samstag um 7 Uhr Morgens statt, Treffpunkt im Zentrum von Battambang. (Tourdauer 2-3h)
2 weitere Touren können gebucht werden. Eine ist eine Lostplaces Tour, bei der Du Zugang in 1-2 alte Kinos erhältst und einige Hinterhöfe besichtigen kannst. Außerdem bietet er natürlich auch eine klassische Battambang City Walking Tour an.
Weitere Infos auf der Website von Chhunley unter www.battambang-art.com.
Noch einen abschließenden Gedanken
Streetart will gesehen werden. Deshalb gibt es sie.
Aber sie ist auch umsonst für den Betrachter. Wenn Du einen Künstler bei der Arbeit seht, vielleicht ist es Dir eine Kleinigkeit wert (ein Tip, ein Getränk für den Künstler… die Künstler wird es freuen).
Und ein kleiner Wermutstropfen: die Künstler werden leider nicht für Ihre Kunst bezahlt. Sie bekommen im Rahmen dieses Festivals Geld für Material und wenn nötig für Unterkunft und Essen. Die übliche Aussage solcher Festival Ausrichter: „wenn Du hier arbeitest, dann ist das auch Werbung für Dich“.
Über Andrea Künstle: 2019 habe ich sie persönlich kennengelernt, als ich bei ihrer regelmäßig stattfindenden Fototour durch Kambodscha dabei war. Ein einmaliges Erlebnis! In Ihrem Blog Streetpepper berichtet sie regelmäßig über ihre Weltreise mit dem Fahrrad (Tipp: Unter dem Menüpunkt „Sign Up“ den Blog abonnieren.) Im Juni 2022 in Berlin gestartet, ist sie zusammen mit Ihrem Mann Klaus seit über einem Jahr unterwegs.
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Artikel über Zirkus Phare hier bei Visit Angkor.
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