Überall auf der Welt ist eine Hochzeit ein ganz besonderes Ereignis mit landestypischen Riten und überlieferten Geschichten. So auch in Kambodscha. Was es alles damit auf sich hat, erfährst Du in diesem Artikel.
Ursprung der kambodschanischen Hochzeit
Glaubt man den Informationen in den unendlichen Weiten des WWW, so sind die Zeremonien, deren Wurzeln zu Zeiten Buddhas – oder auch nicht, da Kambodscha zunächst hinduistisch war – im Buch „Khmer Wedding Rules“ von Oknha Nov überliefert. Interessant ist, dass dieses Buch an zahlreichen Stellen Erwähnung findet, das Buch selbst oder ein Auszug daraus wiederum nicht.
Viele Zeremonien und Gebräuche einer Khmer-Hochzeit stellen die bei den Khmer äußerst beliebte Legende der Hochzeit des ersten Khmer Prinzen „Preah Thaong“ (Kaundinya I) und seiner Braut „Neang Neak“ (Königin Soma) nach. Dem berühmten Paar wird nachgesagt, im 1. Jh. n. Chr. den vorangkorianischen Staat „Funan“ gegründet zu haben.
Geschichte der „Ur-Hochzeit“ von Prinz Preah Thaong und Prinzessin Neang Neak
Jedes Kind in Kambodscha kennt die Liebesgeschichte von Preah Thaong und Neang Neak. Denn die Kambodschaner sehen sich als Nachkommen des berühmten Paares. Doch wie bei mündlichen Überlieferungen üblich, gibt es auch zu dieser Legende mehrere Versionen. Einige von ihnen sind besonders populär.
Preah Thaong war ein indischer Prinz, der unbedingt sein eigenes Land finden und regieren wollte. Um das zu erreichen, segelte er gen Osten. Nach langer Fahrt steuerte eines Tages sein Schiff auf die Insel Kouk Thlouk – das frühere Kambodscha – zu. Die keine Insel gehörte den Nagas (Schlangen), die im Ozean lebten. Auf dieser Insel gab es viele Tiere und Pflanzen, aber keine Menschen.
Doch er war neugierig. Und so ging er an Land, um die Insel zu erkunden. Eines Nachts in einer Vollmondnacht erlebte er plötzlich ein wundersames Schauspiel: Die Meeresoberfläche kräuselte sich und es tauchten mehrere Frauen aus dem Wasser auf. Es handelte sich um Prinzessin Neang Neak, der verwandelten Tochter des Naga-Königs, mitsamt ihren verwandelten Zofen und Dienerinnen.
Sofort verliebte sich der Prinz in die Prinzessin und er bat sie, ihn zu heiraten. Sie willigte unter der Bedingung ein, dass Ihr Vater, der Naga-König, zustimmen muss. Der Palast des Königs lag allerdings in den Tiefen des Ozeans. Um dorthin zu gelangen musste der Prinz den Schwanz der Prinzessin tragen. Der Vater stimmte der Hochzeit zu und es gab eine große Hochzeitsfeier, welche 3 Tage und Nächte andauerte.
Mit seiner magischen Kraft verschluckte der Naga-König das Wasser, um das Land zu formen, welches als das heutige Kambodscha bekannt ist. Thaong und Neak gründeten ihr Königreich Funan und lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
Weitere Versionen der Legende
Bei Wikipedia ist zu lesen, dass Prinz Preah Thaong im Traum die Anweisung erhalten haben soll, die Prinzessin Neang Neak zu besiegen. Woanders lautet es, dass Prinz Preah Thaong den Naga-König tötete, weil dieser sich weigerte, seine Tochter mit einem Menschen zu verheiraten.
Einer anderen Variante nach ist Prinz Preah Thong nicht auf eigene Initiative gereist, sondern von seinem Vater auf die Insel Kouk Thlouk verstoßen worden. Zu dem Zeitpunkt gehörte die Insel nicht zum Naga-Reich, sondern wurde vom Cham König regiert. Mit seiner Zustimmung zur Hochzeit inhalierte der Naga König das Meer und sendete seine Truppen, um das Königreich von Kok Thlouk zu vergrößern indem er den Cham König besiegte.
Doch eine Gemeinsamkeit haben fast alle Versionen: Der Teil der Geschichte, in der der Prinz den Schwanz seiner zukünftigen Frau auf dem Weg des Königspalasts in den Tiefen des Ozeans trägt. Dieser Teil ist so tief im kambodschanischen Ethos verwurzelt, dass er mit zu den wichtigsten Ritualen einer heutigen Khmer Hochzeit gehört: Das Tragen der Schleppe (des Schals) auf dem Weg in das Flitterwochenzimmer.
Khmer Hochzeit – die Kurzfassung
Zu einer kambodschanischen Hochzeit gehören mehrere Zeremonien, die in der Regel einer bestimmten Reihenfolge abgehalten werden. Je nach Dauer der Hochzeit kann es sein, dass nur die wichtigsten Zeremonien stattfinden. Normalerweise ist eine traditionelle Khmer-Hochzeit mindestens drei Tage lang. Das hat einen guten Grund. Denn die Zahl 3 betrachten die Khmer als eine besonders glückverheißende Zahl. Sie wird mit den 3 Juwelen des Buddhismus assoziiert:
- Buddha
- Sangha (Bruderschaft der Mönche)
- Dhamma (die Lehren von Buddha)
Wobei es mit der 3 auch wieder so eine Sache ist. Von Phalla, meinem Khmer-Tutor, habe ich erfahren, dass dies im Laufe der Zeit sozusagen „hinzugedichtet“ wurde. Schließlich war Kambodscha in seinen Anfängen nicht buddhistisch, sondern hinduistisch.
Heutzutage verhält es sich jedoch insbesondere in den Städten so, dass eine kambodschanische Hochzeit an einem Tag stattfindet. Auch Corona trägt dazu bei, dass es zunehmend ein- bis zweitägige Hochzeiten gibt.
Das große Ereignis beginnt im Haus der Braut mit einer religiösen Zeremonie und dem Austausch von rituellen Geschenken. Die Eltern des Paares geben ihren Segen für die Eheschließung. Das Paar wiederum betet zu den anwesenden Mönchen für ein glückliches Leben. Während der Zeremonien sind alle Verwandten und Freunde und manchmal sogar ein ganzes Dorf anwesend. Als Faustregel gilt: Bei weniger als 300 Gästen handelt es sich um eine kleine Hochzeit. Soweit die Kurzform, denn …
Insgesamt ist eine traditionelle kambodschanische Hochzeit ein wahrlich komplexes Ereignis. Am liebsten geht es opulent zu. Möglichst zahlreiche Gäste gilt es zu unterhalten. Bunte Dekorationen mit vielen Blumen, laute Musik vom frühen Morgen bis in den späten Abend und natürlich reichlich Essen und Getränke.
Während der Feierlichkeiten erwarten das Brautpaar und sein Gefolge verschiedene Outfits und dazu passendes Styling, insbesondere der Braut. Dabei spielt die Größe einer Hochzeit keine Rolle. So hat Richard mir geschrieben, dass seine Frau 9 Mal die Kleidung gewechselt hat und er 6 Mal. Und es war eine kleine Hochzeit.
Die Bedeutung der Verlobung
Zu einer traditionell kambodschanischen Hochzeit gehört im Vorfeld die Verlobungsfeier unbedingt dazu. Der Grund: Während der Verlobung wird der Termin für die anstehende Hochzeit gewählt. Ein Unterfangen, welches das Ausloten unterschiedlicher Faktoren berücksichtigt. Denn nach kambodschanischer Auffassung wirkt sich der Hochzeitstermin auf das Gelingen einer Ehe aus. Absolute Sorgfalt bei der Terminwahl ist demnach oberstes Gebot.
Am Vorabend der Verlobung bringen die Verwandten des Bräutigams Geschenke in Form von Früchten auf Tablets zum Haus der Braut. Dabei gilt: Je mehr und vielfältiger das Obst, umso besser. Denn das Obst symbolisiert den Status des Bräutigams.
Dass das Hochzeitsdatum von immenser Bedeutung ist, zeigt sich gleichfalls bei Hochzeiten ohne vorherige Verlobungsfeier. Auch hier werden Wahrsager beauftragt, den möglichst perfekten Termin zu ermitteln.
Am Tag der Verlobung erklärt das Brautpaar in Gegenwart eines Mönchs und seiner Eltern feierlich den Willen, zu heiraten und das weitere Leben miteinander verbringen zu wollen. Ist gerade kein Mönch zur Hand, kann es sich auch um einen Priester, Wahrsager oder Zeremonienmeister handeln. Dieser Person obliegt es, das optimale Datum für die Hochzeit auszuwählen. Dabei ist einiges zu beachten.
- Die Horoskope des Paares werden gegenübergestellt.
- Auf Basis der Erkenntnisse des Priesters in Numerologie und Astrologie erfolgen Angebote, um die Kompatibilität des Paares zu optimieren.
- Die Hochzeit soll möglichst in einem der 6 Monate mit 31 Tagen stattfinden.
- Während der Regenzeit von Mai bis Oktober ist eine Hochzeit nicht zu empfehlen. Der Regen erschwert die Prozessionen und auch für die Gäste ist es schwierig, überhaupt zur Hochzeit zu kommen. Gerade auf dem Land sind die Straßen alles andere als befahrbar zu dieser Jahreszeit. Außerdem sind die Bauern während dieser Zeit auf ihren Feldern beschäftigt.
- Es kommt vor, dass die Sterne empfehlen, eine Hochzeit um Monate oder gar Jahre zu verschieben. Es kann sogar passieren, dass eine Hochzeit erst gar nicht stattfindet, weil die Sterne nicht in Einklang gebracht werden können.
- Weiterhin heißt es, dass eine Hochzeit weder am Geburtstag von Braut oder Bräutigam, einem religiösen Tag, einer Mond- oder Sonnenfinsternis noch während des Khmer-Neujahrs stattfinden soll.
- Insgesamt gibt es in den passenden Monaten jeweils 7 Tage, die als wirklich gute Tage gelten.
In der Regel setzt sich jedoch die Weisheit des Wahrsagers durch. Sobald er erkennt, dass sich Braut und Bräutigam wirklich lieben, erteilt er seinen Segen. Und es erfolgt der Austausch der Ringe.
Und nicht nur das. Selbst für die Einrichtung des Zimmers der Braut werden Wahrsager und Mönche konsultiert. Alles wird genau geplant, selbst das Arrangement von Kissen und Decken. Schließlich soll alles perfekt sein und zu einer glücklichen Ehe beitragen.
Doch halt …
Mitsprache der Familien bei einer Khmer Hochzeit
Da gibt es noch einen kleinen und alles andere als unwichtigen Zwischenschritt: Die Mitsprache der Familien. Auch heute noch entscheiden diese letztendlich, ob es eine Hochzeit geben wird, oder nicht. Im Vorfeld findet eine genaue Begutachtung in Form eines informellen Besuchs ohne jegliche Absprache statt, die auf Gegenseitigkeit beruht. Wenn ein junger Mann eine Frau heiraten möchte, geht nicht er zur Familie seiner Angebeteten, sondern schickt ein Familienmitglied, um die Lage zu prüfen. Man fragt z.B. nach dem Geburtsdatum der Frau oder des Mannes. Mit allen Informationen wird ein Wahrsager beauftragt.
So passen z.B. ein Tiger und ein Kaninchen nicht zusammen. Obwohl sich nach der Hochzeit jede Frau zum Tiger wandelt, und das überall auf der Welt – so heißt es ;-) Wenn ein reicher Mann ein Hase ist und eine arme Frau ein Tiger, ist dies durchaus eine willkommene Kombination. Insgesamt hängt die Entscheidung von vielen verschiedenen Faktoren ab, die alle bedacht werden wollen.
សែន (Saun) – die kambodschanische Hochzeit im Kleinformat. Sehr günstig und kurz. Nur die Eltern, einige ältere Personen aus der Familie und dem Dorf – rund 15-20 Personen sind anwesend. Alles findet am gleichen Tag statt. Meist sind es arme Familien oder bedingt durch Covid. Auch kann es vorkommen, dass man sich beeilen muss mit dem Hochzeitstermin, weil die Braut bereits schwanger ist. Wenn möglich, wird in der Zukunft dann noch ein großes Fest gefeiert.
Vor allem in traditionellen Gegenden kann es passieren, dass der um die Gunst der Familie werbende Verliebte eine Absage bekommt. Weil er nicht gut genug, nicht wohlhabend genug ist. Genauso ist es traditionell die übliche Praxis, dass die Familie einer heiratsfähigen jungen Frau Kontakt zur Familie eines potenziellen Ehemanns aufnimmt. Auch hier fällt nach der gegenseitigen Begutachtung die Entscheidung für oder gegen eine Hochzeit aus. Zum Zeitpunkt der Verlobung haben sich beide Familien also bereits für eine Hochzeit entschieden.
Nachdem nun ein Termin für die Hochzeit gefunden wurde, einigen sich die Parteien auf das bevorstehende Ereignis. Für die beiden Verlobten bedeutet dies, dass sie ab jetzt ein offizielles Paar sind, welches sich ab sofort zusammen in der Öffentlichkeit zeigen darf.
Während der Schreckensherrschaft unter Pol Pot in den Jahren 1975 bis 1979 ist es vorgekommen, dass junge Frauen und Männer sozusagen zwangsverheiratet wurden. Mädchen und Jungen standen jeweils in einer Reiher hintereinander. Jedes „Paar“ musste sich die Hand halten und war ab sofort verheiratet. Wer sich weigerte, dem wurde mit dem Tod gedroht.
Standesamt in Kambodscha
Auch in Kambodscha gibt es eine offizielle Hochzeit beim „Standesamt“. Das Brautpaar geht zum Gemeindevorsteher, um einen ofiziellen Brief, die Heiratsurkunde zu bekommen. Die traditionelle Hochzeit wiederum ist für Kambodschaner von größerer Bedeutung und tief in der Kultur verwurzelt. Hinzu kommt noch ein Vorteil: Wenn ein Paar sich scheiden lassen will, verabschiedet es sich einfach voneinander. Den Gang zum Amt für eine rechtsgültige Scheidung braucht es nicht.
Pre Wedding – der neue Trend: Fotos vor der Hochzeit
Wir alle kennen das: Auf der eigenen Hochzeit gibt es kaum Zeit für einen Fototermin. Und wenn doch, dann steht die Hochzeitsgesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal herum. Solange das Brautpaar nicht anwesend ist, will sich irgendwie nicht aufkommen, die Stimmung.
In Kambodscha wiederum entwickelt sich eine neue Tradition: Pre-Wedding Fotos der eigenen Hochzeit mit einem Fotografen. Eine prima Sache – man hat Zeit, kann in Ruhe die Location und die Kleidung wechseln- Und man steht nicht unter Zeitdruck.
Pre-Wedding Fotos von kambodschanischen Freunden
Einige Wochen vor den Hochzeitsfeierlichkeiten lassen sich Braut und Bräutigam in unterschiedlichen Hochzeits-Kostümen und Kulissen fotografieren. Stolz und glücklich teilen sie die Fotos auf Social Media mit ihren Freunden, begleitet von zahlreichen Likes und Glückwunsch-Kommentaren. Bis zum Hochzeitstermin fiebern alle mit.
Zu den bekanntesten kambodschanischen Hochzeits-Fotografen zählt Jerry Thai. 2010 gründete er die Agentur @homePhotography mit mittlerweile mehr als 700.000 Followern auf Facebook. Das Fotografieren hat er sich komplett selbst beigebracht. Eigentlich hatte Jerry vor, Maler zu werden, aber irgendwie wollte die Hand nicht so wie sein Gehirn. Doch wie das Universum es wollte, spielte es ihm eine Kamera in die Hand. Ohne jegliche Vorkenntnisse, dafür aber mit der inneren Einstellung „das ist ganz leicht“, ist er mittlerweile berühmt. (Quelle: Artikel der Phnom Penh Post.)
Zeremonien einer kambodschanischen Hochzeit
Insgesamt gibt es 7 wichtige Zeremonien. Je nach Quelle unterscheidet sich die Reihenfolge, wobei jede Quelle vermeintlich „die“ Reihenfolge belegt. Ich beziehe mich hier in der Hauptsache auf einen Artikel von HubPages. Die meisten Zeremonien finden im Haus der Braut statt. Ganz wichtig: Sämtliche Zeremonien sind unbedingt fotografisch festzuhalten.
Zwischen den Zeremonien machen sich Visagisten und Co. ans Werk, um das Brautpaar passend mitsamt neuem Kostüm, und die Braut zusätzlich mit anderer Frisur und Schminke umzustylen.
Die Mitgiftzeremonie
Am Morgen des ersten Tags der Hochzeitsfeierlichkeiten prozessiert der Bräutigam zusammen mit seinen Verwandten zum Haus der Braut. Die Prozession symbolisiert die Reise von Prinz Preah Thoung Der Bräutigam trägt ein Blumen-Bouquet, seine Begleitung Geschenke, Geld in goldfarbenen Schatullen, Obst auf Tablets, Gebäck, Getränke und mehr. Je mehr Geschenke der Familie der Braut überreicht werden, umso mehr zollt der Bräutigam den Eltern seiner zukünftigen Gemahlin Respekt. Außerdem sollen die Geschenke beweisen, dass der Bräutigam wohlhabend ist.
Dies ist ein wichtiger Akt, denn in Kambodscha entsteht bei einer Hochzeit wie bereits erwähnt zusätzlich eine Verbindung von zwei (meist) großen Familien. Drei traditionelle Lieder begleiten die Übergabe der Mitgift.
- „Neay Pream He Kaun Kamlas“: Informiert über die Ankunft des Bräutigams und seiner Familie im Haus der Braut.
- „Chambak Roy“: Die Mitgiftgeschenke werden offiziell von der Familie der Braut an die Familie der Braut übergeben.
- „Pak Paeuk Pisa Sla“: Die Ältesten der Braut und des Bräutigams werden zur Betelnuss eingeladen. Die Eltern der Braut und des Bräutigams wiederum geben ihren Kindern Segenswünsche für das neue Eheleben mit auf den Weg.
Sobald alle Geschenke aufgestellt sind, beschreibt sie der Zeremonienmeister (ein Sänger) und fragt die Familie der Braut, ob diese zufrieden sei, oder mehr haben will. Dies wird immer mit großem Gelächter begleitet, weil die Familie immer erst einmal „Nein“ ruft, dann aber nickt, und die Gaben des Bräutigams akzeptiert.
Obstsorten zählen
Begleitet von den Kommentaren des Zeremonienmeisters, werden die verschiedenen Obstsorten gezählt, auf einer Schale angerichtet und den Eltern der Braut gereicht. Je mehr Obstsorten sich auf der Schale befinden, umso besser. 36 Sorten ist das Optimum, so mein Khmer Tutor Phalla.
Es folgt ein Frühstück mit Bor Bor, der traditionellen Reissuppe, Obst und Süßem. Währenddessen unterhält der Zeremonienmeister die Gäste mit Volksliedern. Zunächst essen nur Braut und Bräutigam, indem sie sich gegenseitig füttern, während ihnen die Gäste zuschauen. Erst wenn die beiden fertig sind, beginnen auch die Gäste zu essen.
Soat Mun: Mönchssegen
Wie im Buddhismus üblich, werden Mönche zu den unterschiedlichsten Ereignissen gerufen, damit sie ihren Segen geben. Bei einer Hochzeit dürfen sie nicht fehlen.
Die feierliche Segnung wird durch das Besprenkeln mit geblümtem Wasser und in Pali gesprochenen Anweisungen begleitet. Während der Zeremonie ist es unhöflich, zu sprechen. Nicht nur das Brautpaar, sondern insbesondere auch die jüngeren Gäste verneigen sich und halten sich an den Händen. Ist gerade kein Mönch zugegen, kann auch ein Priester oder sogar die Großeltern die Aufgabe der Segnung übernehmen.
Bang Chhat Madaiy: Die Verehrung der Eltern
Das Brautpaar dankt seinen Eltern, dass sie von ihnen aufgezogen worden sind. Während der Verehrung schenken das Brautpaar den Eltern Süßes und Früchte. Gleichzeitig halten sie einen Schirm über sie, um sie symbolisch zu schützen.
Hai Goan Gomlom: Bräutigam-Prozession
Bei mehrtägigen Hochzeiten findet diese weitere Prozession statt. Der Bräutigam besucht das Haus seiner Angebeteten. Wieder werden Früchte auf Tabletts und Geschenke überreicht. Für gewöhnlich werden die Tabletts auf einem kleinen Tisch vor dem Brautpaar arrangiert.
Mancherorts ist zu lesen, dass die Braut umhertanzt, um den Reichtum ihres Gatten zu feiern, an anderer Stelle ist es eine junge Frau aus der Gästeschar.
Tausch der Ringe
Im Anschluss werden die Ringe getauscht. Das Tauschen der Ringe findet allgemein in einem einzigen Satz Erwähnung. Dies obwohl die Ringe aufwändig in Szene gesetzt sind.
Sien Doan Taa: Vorfahren ehren
Gemäß ihrer buddhistischen Tradition zu Pchum Ben ehren Kambodschaner ihre Vorfahren. Die beiden Frischvermählten gehen zum Altar ihrer Ahnen, welcher sich in nahezu jedem Haus befindet. Vor dem Altar verneigen sie sich und gereichen Essen und Tee. Gleichzeitig ermutigt ein Vertreter der Ahnen, dass diese sich mit dem neuen Familienmitglied vertraut machen und in ihre Gemeinschaft aufnehmen.
Gaat Saah: Haarschneide-Zeremonie
Insbesondere Fotos zu dieser Zeremonie machten mich von Anfang an neugierig, mehr über die Traditionen zu erfahren. Abwechselnd schneiden die Eltern und weitere Mitglieder beider Familien dem Brautpaar (symbolisch) ein paar Strähnen aus dem Haar. Das Schneiden symbolisiert die Reinigung und das Entfernen von allem Schlechten sowie den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt.
Früher wurde wirklich die eine oder andere Strähne abgeschnitten. Der Zeremonienmeister und sein Partner taten so, als seien sie Engel, die den Gesang vom Himmel gehört haben und zur Feier gekommen sind. Seither bringen die „Friseur:innen“ eine Flasche Parfüm und ein Jeung Bin (Tablett) mit einer Schere mit.
Heutzutage wird ein Scheinhaarschnitt inszeniert. Die Braut und der Bräutigam sitzen auf geschmückten Stühlen. Der Zeremonienmeister neckt sie dann zur Freude der Anwesenden. Die erste Person, der die Ehre zuteil wird, die Haare zu schneiden, trägt ein Tablett mit einer Schere, einem Kamm und einer Flasche Haarspray. Dabei tut sie so, als würde sie dem Bräutigam die Haare schneiden. Dann holt sie einen goldenen Ring aus dem Haar, den ein Mönch zuvor dort platziert hatte. Dasselbe macht sie mit der Braut, woraufhin das Haarspray verwendet wird. Andere Älteste wiederholen dasselbe Ritual. Das Zurückholen des Goldrings ist ein Zeichen für den Wohlstand des Paares im Leben. Ganz wichtig: Es ist ein Absolutes Muss, jede einzelne Szene mit wechselnden „Friseuren“ zu fotografieren.
Füße Waschen und Betel
Ein weiteres Ritual fällt ebenfalls in die Morgenstunden. Vor Sonnenaufgang besucht der Bräutigam in traditioneller Kleidung das Geisterhaus. Mit Blick nach Osten betet er für Segen und dass die Zeremonie gut verlaufen wird. Der Moment, an dem die Sonne aufgeht, gilt als günstiger Zeitpunkt. Der dreimalige Schlag auf den Gong durch einen Priester signalisiert den Beginn der Zeremonie. Mit dem Schlagen des Gongs betet die Braut in ihrem Zimmer dreimal für Segen und Glück in der Zukunft. Im Anschluss bringt der Priester den Bräutigam in das Haus der Braut. Währenddessen spielt eine traditionelle Khmer Band das Lied „Sdech Yeng“, was übersetzt „die Ankunft des Königs“ bedeutet.
Der Bräutigam steht am Eingang und der Priester fragt, ob er den Bräutigam in das Haus der Braut und ihrer Familie hereinholen darf. Die gesamte Familie der Braut muss zustimmen. Währenddessen stellt sich der Bräutigam auf einen kleinen Stein, um seine Geduld zu symbolisieren. Die Braut erscheint und wäscht dem Bräutigam die Füße. Dieses Ritual soll dazu beitragen, dass die Ehe trotz möglich auftretender Probleme erhalten bleibt.
Der Bräutigam hat Betel mitgebracht und bringt ihn zu den Eltern der Braut während er sich dreimal verbeugt. Unter musikalischer Begleitung mit dem Lied „Pha Theay“ wird die Braut aufgefordert, sich zu ihrem Bräutigam, seinen Eltern und Verwandten zu setzen. Erneut ertönt der Gong und der Musiker ruft „Chey Hong Sur Hong“ und „Sok Hong“. Erfolg und Glück in allem sollen das Brautpaar begleiten.
Bongvil PoPil Ritus – die 7 Drehungen Zeremonie
Nun beginnt der wichtigste Teil der Zeremonie: Der Bongvil PoPil Ritus. Der Mönch, bzw. Priester bittet alle, die eine glückliche Ehe führen, sich in einem Kreis um das Brautpaar zu setzen. Die Eltern der Braut und des Bräutigams werden gebeten, Kerzen anzuzünden und diese an das Brautpaar zu übergeben. Der Mönch segnet sie dreimal und gibt die Kerzen 19-Mal nach links weiter. Die Kerzen werden nach dem siebten Mal ausgeblasen und mit Betelblättern bedeckt. Danach machen die Kerzen weiter die Runde, während die Anwesenden den Rauch in Richtung Braut und Bräutigam leiten. Als Segen für eine Zukunft mit tiefer Liebe zueinander atmen beide den Rauch ein.
Die Popil Zeremonie (früher „Popi“, was so viel wie „2 Segnungen“ bedeutete, basiert ebenfalls auf einer alten Legende. Es gab einmal einen Mann namens Chey Sorya. Er hatte die magische Ausbildung beim Gott Eyso bereits bestanden. Für die Hochzeiten der Menschen bat Chey den Gott um eine heilige Reliquie als Segenswerkzeug. Gott Eyso gab ihm eine Nachbildung seines Penis und eine Nachbildung der Vagina seiner Frau, um deren Ruf in der Welt zu verbreiten. Dazu nahm er Diamantsand aus dem Universum und machte daraus ein goldenes Banyanblatt, welches die Vagina seiner Frau darstellte. Für die Nachbildung seines Penis formte er einen Diamantstein, den er vom Himalaya-Gebirge entnahm, als Kerze. Beides, die Vagina und der Penis, stellten die „2 Segnungen“ dar.
Der Gott sagte zu Chey, dass er die in das Banyanblatt eingewickelte Kerze nehmen und damit dreimal um das Brautpaar kreisen solle. Sie sollten den Rauch einatmen, auf dass er sie stark mache. Die Popil Zeremonie soll dem Paar Harmonie und Freude bescheren, sie für alle Herausforderungen einer Ehe stärken.
Die Khmer glauben zutiefst an den Popil. Insofern findet diese Zeremonie auch bei anderen Festen wie Geburtstagen usw. statt.
Die Schwert-Zeremonie
Weiter geht es mit der Schwert-Zeremonie. Ein Musiker zückt ein Schwert mit den Rufen „Chey Hong Sur Hong“ und „Sok Hong“ und singt dazu „Daov Euy Daovdek“. Der Legende nach ergab es sich, dass es einen hochrangigen Ritter im Palast von Peareansey gab. Der Ritter verliebte sich in die Tochter eines Dorfbewohners. Als Beweis seiner Liebe hinterlegte er ein Stück Gold als Mitgift, wobei er gleichzeitig versprach, sie in 3 Monaten zu heiraten. Doch der Ritter war nicht mehr gesehen und so kam es, dass nach 3 Jahren die ihm einst Zugesprochene mit einem benachbarten Dorfbewohner verheiratet werden sollte. Doch am Tag der Hochzeit erschien plötzlich der Ritter und er tötete den Rivalen mit seinem Schwert. Der oberste Geistliche des Dorfes erkannte die Macht des Schwertes und betete, alles Schlechte aus dem Ort zu vertreiben. Seitdem wird das Schwert bei der Hochzeit getragen, um alles Schlechte zu vertreiben.
Sompeas Ptem: Der rote Faden
Nach der Popil Zeremonie beginnt der Priester, einen roten Faden um die Hände des Braupaars zu binden. Der Faden symbolisiert den Schutz der jungen Familie, Wohlstand und Gesundheit für die Zukunft. Überhaupt ist es in Kambodscha üblich, sich mit einem roten Bändchen segnen zu lassen. Eine kleine Spende in einer Pagode und schon gibt es eine Mönchssegnung. Auch für Touristen. Während die Handgelenke von Braut und Bräutigam zusammengebunden werden, singen die Anwesenden das Lied „Bay Khon Chang Dai“.
„Wir binden drei Schnüre an jedes Handgelenk unserer Kinder. Wir wünschen diesem Paar wahres Glück und Erfolg, sie werden immer zusammen sein wie nasse Grassamen. Wir binden dein linkes Handgelenk, damit du dich an deine Eltern erinnerst. Wir binden dein rechtes Handgelenk, damit du die Familienlinie und die Traditionen weiterführst.“
Dann kommen beide Eltern zum Binden, gefolgt von nahen Verwandten, die neben den üblichen Ratschlägen und Wünschen für Glück, Wohlstand, gute Gesundheit, Erfolg und Liebe auch Ringe oder Ketten überreichen. Die Lobpreisungen werden durch den lauten Klang der Gongs und freudigen Jubel bestätigt und bezeugt.
Der Bräutigam hält das Tuch – Legende und Zeremonie
Der Legende nach wurde Prinz Thaong mit Prinzessin Tevtey verheiratet, einer Tochter des Seedrachenkönigs. Prinzessin Tevtey sollte ihren Verlobten zu ihrem Vater in die Drachenwelt bringen. Sie bat ihren Verlobten, ihr Tuch zu halten, um in die Drachenwelt einzutauchen. Währenddessen befahl der Drachenkönig, den Prinzen zu töten. Er wollte damit die Fähigkeiten des Prinzen testen. Seine Tochter Prinzessin Tevtey wusste dies allerdings und sie zog die Kleider des Prinzen an, damit dieser nicht getötet wurde.
Bei dieser Zeremonie wechseln Braut und Bräutigam (eigentlich) die Kleidung. Der Bräutigam hält den Schal der Braut in der einen Hand und das besagte Schwert in der anderen. Die Braut trägt eine Schüssel mit Reis. Begleitet von den Liedern „Phat Cheay“ und „Neang Neak“ schreiten sie durch den Raum. Teils unter großem Gelächter, da ja jetzt der gemeinsame Weg ins Brautzimmer offiziell freigegeben ist.
Das Schlagen des Gongs bedeutet den Abschluss der offiziellen Feierlichkeiten. Und dann geht sie los, die „richtige“ Party.
Westliche Hochzeitsbräuche bei einer Khmer Hochzeit
Während der offiziellen Feierlichkeiten wechselt das Brautpaar mitsamt den Brautjungfern mehrfach die Kleidung. Immer wieder verschwindet die Braut, um sich neu einkleiden, schminken und frisieren zu lassen.
Nach Abschluss des offiziellen Teils erscheinen Braut und Bräutigam in westlicher Hochzeitsgarderobe. Die Braut trägt eine weißes Robe, oft im Prinzessin-Stil mit viel Glitzer und Spitze. Der Bräutigam eher schlicht den klassischen Anzug.
Passend zum Outfit wird dann noch der Brautstrauß geworfen. Mit einer kleinen Abwandlung: Es können auch die heiratswilligen Herren den Strauß fangen. Auch das in unseren Breitengeraden übliche gemeinsame Anschneiden einer mehrstöckigen Hochzeitstorte gibt es auf einer kambodschanischen Hochzeit.
Weitere Geschichten und Legenden rund um eine Khmer Hochzeit
Chey Haong Sousdey Haong Men Haong
Die Zeremonie folgt einer alten Geschichte, die im Buch „die Regeln der Hochzeit“ aufgeführt ist. Es gab einmal 2 Brüder, „Chey“ und „Sousdey“ waren ihre Namen. Zu dieser Zeit hatte das Land keinen König, nachdem der vorherige gestorben war. Die Offiziellen im Palast vertrauten auf den heiligen Elefanten und das Pferd. Sie würden schon einen König finden, der ihr König werden sollte. Die beiden Tiere näherten sich dem Haus der Brüder. Da wussten sie, dass einer von ihnen der richtige war, um König zu sein. „Chey“ wurde König, sein Bruder „Sousdey“ sein Assistent. Mit großem Jubel segnete das Volk den neuen König. Gleichzeitig sagten sie „Chey Haong Sousdey Hanog Men Haong.“ Seither wird dieser Segensspruch bei einer kambodschanischen Hochzeit verwendet.
Die Geschichte Som Sla Kanseng
Der Überlieferung nach ergab es sich, dass zwei Männer, die ihre Büffel auf dem Feld fütterten, sich miteinander anfreundeten. Ihre Freundschaft war so groß, dass sie auch miteinander verwandt sein wollten. Dies wollten sie durch die Hochzeit ihrer Kinder erreichen. Einer der Männer hatte eine Tochter, der andere einen Sohn. Um zu zeigen, dass es ihnen ernst war, baten sie gegenseitig um in einen Krama (kambodschanischer Schal) verpackte Betelnüsse. Die Nüsse sollten das Versprechen bezeugen, dass ihre Kinder einander heiraten werden.
Die drei Betelblumen
Eine weitere Legende handelt von den drei Betelblumen. Darin werden vier Männer mit unterschiedlichen Fähigkeiten beschrieben: Schwimmen, Schießen, Magie und Wahrsagen. Nach ihrem Studium befanden sie sich gemeinsam auf dem Weg in ihre Heimat. An einem Bach begegnete ihnen ein Wahrsager. Er prophezeite ihnen, dass sie noch am gleichen Tag auf eine junge Frau treffen werden, in das sie sich alle verlieben.
Kurz darauf stürzte sich ein großer Vogel auf eine junge Frau namens Khemry. Der Schütze schoss den Vogel ab und die Frau fiel in den Fluss. Obwohl der Schwimmer sie schnell aus den Fluten gerettet und an Land gebracht hat, ist sie gestorben. Der Mann mit der Fähigkeit der Magie verhalf ihr jedoch zur Wiederauferstehung. Und sogleich verliebten sich alle 4 in das Mädchen.
Nun musste Buddha entscheiden, was zu tun sei. Er entschied, dass die junge Frau demjenigen gehören solle, der ihren Körper als erster berührte. Das war der Schwimmer, der sie gerettet hat. Die übrigen Männer wurden zum Vater, Mutter und Bruder erkoren. Dies, um die Hochzeit der Frau zu segnen. Seit dieser Zeit müssen Braut und Bräutigam jeweils 3 Betelblüten essen, um ihre Dankbarkeit gegenüber ihren Eltern und Geschwistern zu zeigen.
Die Hochzeitslocation
Als wichtigste Regel für die Auswahl der passenden Location gilt sicherlich: Platz, sehr viel Platz. Bekanntlich sind die Kambodschaner kreativ. Bei vielen Hochzeitsfeiern wird auf freier Fläche ein riesiges Zelt aufgebaut und mit viel Deko zur Hochzeitslocation hergerichtet. Der Boden wird einfach belassen, wie er ist. Meist Sand, Schotter oder Wiese.
Im Gegensatz zu Phnom Penh ist der Platz für so ein Zelt mehr als ausreichend. So kam es, dass in der Vergangenheit die Hochzeitszelte mit Absprache des Ortsvorstehers mitten auf der Straße aufgebaut wurden. Doch mittlerweile gibt es ein Gesetz, welches dies untersagt. Doch wie das halt so ist in Kambodscha: Hier und da begegnet man in Phnom Penh in seltenen Fällen auch heute noch dem einen oder anderen Hochzeitszelt auf der Straße.
Die Gäste nehmen an runden Tischen Platz. Sehr beliebt sind Hussen, die über die Plastikstühle gestülpt werden. In der Mitte die Drehplatte zur Platzierung der Speisen. Pro Tisch sind es jeweils 10 Stühle. Sobald 10 Gäste an einem Tisch Platz genommen haben, ist dies das Zeichen für den Service, das Essen zu servieren.
Sind weniger als 10 Personen an einem Tisch, müssen sie warten. Oder sie schauen sich um, ob es noch einen anderen „leeren“ Tisch gibt, um zusammen an einen Tisch zu setzen. Je nach Region verhält es sich so, dass heiratsfähige junge Männer und Frauen an getrennten Tischen sitzen und feiern.
Die Küche
Hier ist vor allem eins gefragt: Helfen. Die kambodschanischen Frauen sind meisterhaft darin, auch für viele Menschen zu kochen. Vor allem auf dem Land. Die aus riesigen Töpfen und Pfannen bestehende mobile Küche mitsamt Brennholz ist schnell aufgebaut. Bis auf die Arbeiten am Grill ist alles reine Frauensache. Alles wird per Hand erledigt, auch der Abwasch. Schon fast Unvorstellbar bei 200 Gästen. Das müssen riesige Mengen sein.
Die Hochzeitsmusik
Berühmt ist die kambodschanische Hochzeit insbesondere für ihre Musik, welche als plheng kar oder pleng ka ភ្លេងការ bekannt ist und übersetzt „Melodie“ heißt. Dabei hat jede Zeremonie ihre eigene Musik. Besonders traditionell geht es zu, wenn diese Live von einer Band auf original kambodschanischen Instrumenten gespielt wird.
Auf jeden Fall muss es richtig laut sein. Sowohl die Musik als auch die Ankündigungen der Zeremonienmeister und Segnungen der Mönche. Um das zu erreichen, gehören riesige Musikboxen sozusagen zum Standardprogramm. Schließlich soll jeder alles verstehen können, auch die Nachbarn, bzw. das ganze Dorf.
Die Kostüme für das Brautpaar und die Trauzeug:innen
So eine Hochzeit kostet natürlich eine Menge Geld. Wenn das Paar nicht lange gespart oder wohlhabende Eltern hat, kann es passieren, dass die Ehe mit Schulden beginnt. Auch hier sind die Kambodschaner kreativ. Überall in Kambodscha werden die Kostüme zur Miete angeboten. Davon machen viele Paare Gebrauch und lassen sich als Andenken nur ein Kostüm für sich selbst anfertigen.
Auch die Trauzeug:innen werden jeweils passend zum Brautpaar eingekleidet. Bis zu 3 Personen kann man als Trauzeug:innen haben.
Gruppenfotos
Ganz wichtig sind Gruppenfotos in verschiedenen Konstellationen. Das Brautpaar mit seinen Eltern, das Brautpaar mit seinen Trauzeug:innen, die gesamte Familie, Familie und Freunde, nur die Eltern, nur die Freunde. Jegliche Kombination ist möglich. Hier eine kleine Zusammenstellung.
Von besonderer Bedeutung ist das Foto der Braut und des Bräutigams jeweils mit ihren Eltern. Diese nehmen bei der Aufnahme eine für ältere Kambodschaner typische Sitzhaltung ein: Die Hände ruhen auf ihren Knien. Diese Sitzhaltung obliegt allein älteren Kambodschanern, da diese sich im Laufe ihres Lebens Respekt verdient haben.
Tipps, wenn Du zu einer kambodschanischen Hochzeit eingeladen bist
- Mit einer Einladung bekommst Du einen Umschlag. In diesen legst Du ein Geldgeschenk. Damit machst Du das Paar für immer glücklich und hilfst ihm, einen Teil der Kosten für die Hochzeit zu decken. In der Regel sind es 20 USD, wenn Du zur Hochzeit bei Fremden eingeladen bist. Bei Bekannten oder gar Freunden empfiehlt es sich, einen höheren Geldbetrag dem Brautpaar zu schenken.
- Die Kleidung ist eher traditionell. Frauen tragen oft kambodschanische Kleider, Männer lange Hosen mit langärmeligem Hemd. Tipp: Lass Dir ein Kleid in einer Schneiderei anfertigen. Dann hast Du auch noch eine schöne Erinnerung, wenn Du wieder zuhause bist.
- Beim Betreten der Hochzeitslocation wird Dir sicherlich auffallen, dass die Brautmutter am Eingang sitzt und sorgfältig die Namen aller Gäste und deren mitgebrachte Geldgeschenke notiert. Am Ende des Festes zählt sie alle von den Gästen gespendeten Geldbeträge zusammen. Auf diese Weise wird der angemessene Betrag für künftige Hochzeiten ermittelt.
- Das alkoholische Getränk der Wahl beim Essen ist meistens Bier. Nach dem Essen wird getanzt. Es gehört zum guten Ton, wenn Du mittanzt – auch wenn Du die Tänze nicht kennst, gilt: Einfach mitmachen :-)
- Es kann auch vorkommen, dass man Dich mit auf die Gruppenfotos einlädt. Diese Einladung musst Du annehmen, eine Ablehnung gilt als unhöflich.
Quellen:
Im Januar 2022 habe ich angefangen mit meiner Recherche für diesen Artikel. Geholfen haben mir unter anderem diese Quellen.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle für die vielen Tipps und Infos, die ich von all den lieben Freunden und Bekannten erhalten habe. Insbesondere Plony, mein Khmer Tutor Phalla, Reto, Josef, Rüdiger und Richard. Alle habt Ihr einen zusätzlichen Aspekt mit eingebracht, den ich anderer Stelle weder gelesen noch gehört habe. Vielen lieben Dank dafür <3
Auch bedanke ich mich bei Vutha, Reto, Josef, Kimhuo, Arunreasy, Richard, Sok Kakada und Plony für die Erlaubnis zur Verwendung der Fotos für diesen Artikel <3
Und weil es so schön ist, hier zum Abschluss eine Galerie mit allen Brautpaaren, die mit zu diesem Artikel beigetragen haben.
So, jetzt aber Ende, fertig und weiter zum nächsten Artikel. Denn wie heißt es so schön: Nach einem Blogartikel ist immer vor einem Blogartikel <3
Affiliate*
Phare, der kambodschanische Zirkus
DAS Highlight in Siem Reap! Direkt Karten auf der Website von Zirkus Phare online kaufen*.
Artikel über Zirkus Phare hier bei Visit Angkor.
Bei Links und Hinweisen mit einem * handelt es sich um einen Affiliate Link (Werbelink). Wenn Dir Visit Angkor gefällt und Du etwas über einen Affiliatelink kaufst, buchst oder abonnierst, gibt es vom Anbieter eine kleine Provision für Visit Angkor. Für Dich entstehen selbstverständlich keine zusätzlichen Kosten.
Hat Dir der Beitrag gefallen? Dann folge Visit Angkor auf Facebook und werde Mitglied in unseren Facebook-Gruppen Kambodscha Liebe – We Love Cambodia und Kambodscha – Perle Südostasiens. Dort findest Du weitere Beiträge über Kambodscha. Und schreib uns gern hier in den Kommentaren oder schicke uns eine Nachricht. Wir antworten auf jeden Fall, versprochen!
Übrigens: Wir schreiben hier bei Visit Angkor mit viel Herzblut und Liebe. Trotzdem kann es mal vorkommen, dass Informationen enthalten sind, die nicht mehr aktuell oder vielleicht sogar falsch sind. Hier freuen wir uns über Deine Nachricht, um die Infos entsprechend anzupassen. Dankeschön!
Und über eine Sternchenbewertung von Dir (hier direkt unter dem Text) freuen wir uns natürlich auch :-)
Hello Inga,
vielen Dank für diesen tollen Artikel, er ist sehr gut , umfangreich, sehr informativ hat mir sehr geholfen.
einzig Angaben bezüglich ( der Höhe) der Mitgift Brautgeld / Dowry fehlen mir.
hast du da noch Infos ?
danke