Die Corona-Pandemie hinterlässt ihre deutlichen Spuren bei den allermeisten Hilfsorganisationen in Kambodscha! Beispielhaft sei hier ein Hilfsprojekt genannt, das ich persönlich kenne und bei dem ich im Vorstand mitarbeiten darf.
Der Verein PROtectKids Kambodscha e.V. unterstützt zwei Schulen in Phnom Penh und Siem Reap des 1994 gegründeten Trägers SCC Salvation Center Cambodia.
Aber – das hier Gesagte trifft sicher auch auf viele andere Hilfsorganisationen zu!
Spendengelder brechen ein, weil viele denken – jetzt in Corona-Zeiten sind die Schulen in Kambodscha geschlossen und es gibt dann im Moment nichts für Lehrer und Schüler zu tun.
Das ist richtig, aber auch grundfalsch! Denn gerade jetzt, wo die Not größer und größer wird, gibt es ganz viel zu tun! Auch wenn der Schulunterricht nicht stattfindet. Oder – in den Einrichtungen von SCC – als Einzelunterricht angeboten wird.
Doch wie sieht das heute aus, in Corona-Zeiten?
Der Verein PROtectKids Kambodscha e.V. hilft armen und benachteiligten Kindern und trägt dazu bei, ihnen einen Weg in eine bessere Zukunft zu bereiten. Die Maxime: Hilfe zur Selbsthilfe! Bildung gegen Armut! Alles, was man üblicherweise in einer Schule lernt und darüber hinaus Fertigkeiten zur Bewältigung des Alltags und zum eigenen Schutz, befähigt Kinder, später ihren eigenen Weg zu gehen. Nur dann haben wir einen guten und sinnvollen Beitrag zu einer besseren Zukunft dieser Kinder geleistet.
Quelle: Leitbild des Vereines PROtectKids Kambodscha e.V.
Was hat sich geändert durch die Pandemie, für Hilfsorganisationen, Projekte und NGO’s vor Ort? Hat sich überhaupt etwas geändert? Armut gibt es doch nach wie vor!
Nun, diese Frage kann eindeutig beantwortet werden!
Ja, es hat sich – führt man sich das Leitbild vor Augen – tatsächlich viel verändert! Wenn auch nur vorübergehend, solange die Pandemie das Zepter führt.
Ja, auch die konkrete Situation der Menschen vor Ort hat sich verändert! Armut gibt es nach wie vor, sie ist aber größer und schmerzhafter geworden durch die Pandemie. Was sicher nicht zuletzt auch an fehlenden Einnahmequellen liegt. Touristen bleiben aus, ganze Geschäftszweige, die vor Corona Familien ernährt haben, funktionieren nur auf Sparflamme oder gar nicht mehr – als Beispiel sei hier die Textilindustrie genannt. Aber auch die vielen kleinen Geschäfte, Straßenverkäufer, Reiseführer usw. warten sehnsüchtig auf die Zeiten, wenn Touristen in größerer Zahl wieder einreisen können.
Und so hat sich in diesen Zeiten die Unterstützung ausgeweitet auf die Familien der Schulkinder. Die SCC-Schule in Phnom Penh unterrichtet fast ausschließlich Kinder aus dem nahegelegenen Slum-Gebiet. Die Menschen, die hier leben, sind bitterarm und haben oft nicht das Notwendigste zum Leben. Jetzt können sie nicht einmal das beschaffen. Viele Eltern wissen nicht, was sie morgen auf den Teller bringen sollen.
LESETIPP:
Eine Liste vieler Hilfsorganisationen für Kambodscha und die Menschen dort findest Du in diesem Beitrag von Inga hier bei Visit Angkor!
Ein Gebot der Stunde – der Nothilfefond!
Auch wenn wir von PROtectKids Kambodscha e.V. uns nach wie vor der Maxime „Bildung gegen Armut“ verpflichtet fühlen, in der jetzigen Situation der Pandemie muss unser Auftrag und der aller Hilfseinrichtungen weiter gefasst werden – nicht nur „Bildung gegen Armut“, sondern auch „Nahrung gegen das Verhungern“!
So hat PROtectKids für die Einrichtungen von SCC Salvation Center, für die Schulkinder und Familien in den Slums von Phnom Penh einen Nothilfefond eingerichtet. Ein Gremium der Schule, bestehend aus Lehrern, dem SCC-Gründer, der Schulleitung und dem Schulmönch, entscheiden vor Ort und spontan, welcher Familie hier mit einer Nahrungsmittelspende aus dem Nothilfefond geholfen wird.
Es geht nicht um Fisch oder Fleisch – es geht um Grundnahrungsmittel, die den Hunger stillen und ein Überleben für eine gewisse Zeit sichern. Also – Reis in erster Linie!
So ein Sack mit 50 Kilo Rohreis ergibt ca. 100 Kilo gekochten Reis. Eine dreiköpfige Familie, die dreimal täglich Reis isst, wird damit ca. 4 Monate bis ein halbes Jahr auskommen.
Hinzu kommen Fischsoße oder Sojasoße, ein Liter hochprozentigen Alkohol und eine Sprühflasche, beides zur Desinfektion geeignet, eine Packung Masken zur Mund-/Nasenbedeckung.
Auch wenn diese Familien die Ärmsten der Armen stellen – aufgeben und resignieren, sich dem Schicksal ergeben, kommt nicht in Frage. Sie kämpfen Tag für Tag einen beeindruckenden Kampf, für ihre Kinder, für sich und gegen die Armut und den Hunger! Auch herbe Rückschläge, wie eine zum Hunger hinzukommende Krankheit, lässt diese Menschen nicht verzweifeln.
Neue Aufgaben für die Lehrer in Pandemie-Zeiten!
Neben der Tätigkeit im Einzelunterricht, der nach wie vor angeboten und auch stark nachgefragt wird, kommen jetzt viele neue Aufgaben auf die Lehrer zu! Ohne kleinen Gesundheitscheck wie Fiebermessen und Händewaschen kann auch Einzelunterricht nicht stattfinden. Und auch der Unterricht selbst – mit Maske und Abstand. Dort, wo sonst Dutzende von Kindern sitzen, sitzen jetzt nur sehr wenige. Für die Lehrkräfte eine enorme zeitliche Herausforderung.
Jetzt bringen sie den Kindern nicht nur Lesen und Schreiben und Englisch bei, sondern sie unterrichten auch in den erforderlichen Hygienemaßnahmen, die vor einer Corona-Infektion schützen.
Die meisten Kinder kennen Wasser nur zum Waschen und zum Trinken.
Als Hygienemaßnahme zum Schutz vor Corona ist es für sie neu! Erst recht der richtige Umgang mit Maske und Desinfektionsmittel.
All das muss erlernt und geübt werden. Die Lehrer unterstützen sie dabei aktiv.
Das heißt in erster Linie für die Lehrer, dass auch sie zuerst wieder Hausaufgaben machen müssen! Sie müssen sich mit den geltenden Hygienerichtlinien beschäftigen, mit den Hintergründen der Pandemie, einer Corona-Infektion und wie man sich schützen kann. Aufgabe aller ist es, Mittel und Wege zu finden, die Menschen von der Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen zu überzeugen.
Hilfreich ist es, dass die Mönche, die weiterhin in den Schulen vor Ort sind und mitarbeiten, als Respektspersonen das Lehrerkollegium begleiten und unterstützen.
Neue Konzepte müssen entwickelt werden, wie trotz Kontaktbeschränkungen Schulunterricht stattfinden kann. Unterricht, der wesentlich zeitintensiver ist als der Unterricht in einer Klasse.
Es sind neue Herausforderungen, denen sich Lehrer und Verantwortliche in allen Schulen vor Ort, in den Hilfsorganisationen in Kambodscha und überall dort, wo sie helfend zur Seite stehen, bewältigt werden müssen.
Sie verdienen in allen Projekten unsere Wertschätzung, Hochachtung und tatkräftige Unterstützung, damit die Kinder und ihre Familien durch diese weltweite Krise kommen.
Die Fotos in diesem Beitrag wurden freundlicherweise vom SCC Salvation Center Cambodia, Phnom Penh, zur Verfügung gestellt.
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