Die Khmer Rouge finanzierten in den 70er Jahren ihr mörderisches Regime durch den Verkauf von Edelsteinen aus Kambodscha. Nicht von ungefähr bestanden die letzten Enklaven im Edelsteingebiet von Pailin.
Heute versucht eine junge Generation die kambodschanischen Edelsteine international zu vermarkten. Es fehlt jedoch noch an Fachleuten und technischer Ausrüstung, um auf dem internationalen Markt und großer Konkurrenz auch bestehen zu können.
Kambodscha hat eine große Vielfalt an Edelsteinen zu bieten!
Peridot, Granat, Rubin, Saphir, Zirkon, Kyanit, Karneol, Aquamarin, Topaz –
die Edelsteinvielfalt ist groß und bietet etwas für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel.
Leider gibt es keinen eigenen größeren Markt dafür. Ein Großteil der hochwertigen Edelsteine wird daher nach Thailand exportiert. Chanthaburi ist das internationale Drehkreuz in Thailand, wenn es um Edelsteine geht.
Ich beschränke mich in diesem kleinen Blogbeitrag, der neugierig machen soll auf kambodschanische Mitbringsel von bleibendem Wert, auf zwei der bekanntesten und begehrtesten Edelsteine aus dem Kingdom of Wonders, den Rubin und den Zirkon.
Der berühmteste Edelstein aus Kambodscha – der Zirkon!
Zirkone (nicht zu verwechseln mit dem synthetisch hergestellten Zirkonia !) gibt es als Edelstein bereits seit der Antike. Auch in der Bibel in der Offenbarung, 21, Satz 19-20, wird der Zirkon unter dem Namen ‚Hyazinth‘ als einer der Edelsteine, mit denen die Stadtmauer des Himmlischen Jerusalem geschmückt ist, erwähnt. Aus den ältesten archäologischen Stätten ist der Edelstein unter diesem Namen bekannt. ‚
Aber was macht ihn so besonders?
Sicher zunächst einmal die Eigenart der doppelten Lichtbrechung, bei der das Licht, wenn es auf den Edelstein trifft, in zwei Strahlen aufgespalten wird.
Aufgrund seiner hohen BG-Dispersion (Fähigkeit, das Licht verschiedener Wellenlängen zu streuen) die nahe an diejenige des Diamant heranreicht, hat der Zirkon wie dieser einen diamantähnlichen Glanz. Die BG-Dispersion ist das, was man allgemein als ‚Feuer‘ bezeichnet. Und das ‚Feuer‘ eines gut geschliffenen, reinen Zirkon steht demjenigen des Diamanten nicht nach!
Zirkone gibt es in vielen Farben des gesamten Spektrums! Am bekanntesten sind die farblosen, diamantähnlichen Zirkone aus Preah Vihear und natürlich der türkisblaue Zirkon aus der nordöstlichen Provinz Kambodschas, Ratanakiri. Auf diesen besonderen Stein wird später noch intensiver eingegangen.
Jeder Zirkon hat seinen besonderen Reiz – nicht nur in blau!
Zirkone gibt es in allen Farben des Regenbogens! Alle sind Zirkone und alle sind echte Edelsteine – übrigens in der Erdgeschichte weit älter als der Diamant. Die Farbe ergibt sich aus der Beimengung verschiedener Spurenelemente.
Preah Vihear – Zirkon vs Diamant
Zirkone aus Kambodscha – alle Schmuckinteressierte und Sammler verbinden damit meist den farblosen, brillanten und mit dem Diamant leicht zu verwechselnden Zirkon, der in unterschiedlichen, meist sehr kleinen Punktgrößen verwendet, als Entourage (einen Hauptstein umgebende Akzentsteine) zum Einsatz kommt.
Mit höchster Präzision werden selbst wenige Punkt große Steine (ein Punkt in diesem Sinne ist ein Hundertstel eines Karats, ein Karat ist 0,2 Gramm) geschliffen. Industriell werden diese meist mit Laser bearbeitet.
Kambodscha ist hierfür einer der weltweit wichtigsten Lieferanten für die schmuckverarbeitende Industrie! Entourage-Zirkone sind eine absolut gleichwertige und darüber hinaus wesentlich preiswertere Alternative zu Diamanten!
Große, reinweiße Zirkone aus Preah Vihear, wie dieser Solitär, sind durchaus eine erstklassige und attraktive Alternative zu einem Diamanten. Guter Schliff, Farbe und Reinheit vorausgesetzt, hat er ein ähnliches Feuer.
Der Besondere und Einzigartige – türkisblaue Zirkone aus Ratanakiri
Der neben dem Rubin und dem weißen Preah Vihear-Zirkon begehrteste Edelstein aus Kambodscha kommt aus der nordöstlichen Provinz Ratanakiri – und nur von dort. Aus einem Rohstein, der eher einem wertlosen braunen Stein gleicht, wird durch Erhitzen auf fast 1000 Grad – wenn es gutgeht – ein strahlend türkisblauer Edelstein besonderer Güte! Ähnlich dem Tansanit, der seinen tintenblauen Farbton ebenfalls erst durch Erhitzen und hohe Temperaturen erhält, ist die Farbe des Ratanakiri-Zirkons aber einzigartig und kommt in dieser Reinheit und Farbnuance nur in Kambodscha und nur in der Provinz Ratanakiri vor.
Verkehrswert ca. 3.700 Euro
Pailin, Land der Rubine
Es war an einem traumhaften Novembertag 2018 – ein mehrtägiger Ausflug in die westlichen Regionen Kambodschas stand an, u.a. in die Region um Pailin, dem Land der sagenhaften ‚Sunset-Rubine‘. Sie zu finden, machte ich mir keine Hoffnung. Sie werden im Grenzgebiet zu Thailand, in sehr unzugänglichen und auch gefährlichen Gegenden, gefunden.
Don Kogen, einer der erfolgreichsten „Gem Hunters“ – eines „Edelsteinjägers“, Mitgründer eine der größten Im- und Exportfirmen von Edelsteinen mit Sitz in Chanthaburi in Thailand, machte mich neugierig auf diese edelste Variante des ohnehin schon teuersten weil seltensten Edelsteins der Welt – Rubine!
Die spannende Suche Don Kogens nach den Sunset-Rubinen.
Es war eine lange, aber auch durchaus kurzweilige Fahrt. Wir waren zu fünft und bei vielen Gesprächen und Entdeckungen am Wegesrand verging die Zeit wie im Flug.
Auf einem Hochplateau sah man bereits Geröllfelder, Menschen wuselten in gebückter Haltung von rechts nach links. Sie suchten Edelsteine!
Um es vorweg zu nehmen – Sunset-Rubine haben wir keine gefunden! Auch beim Durchkämmen der Felder – Fehlanzeige! Wohl aber wurden wir bei einem befreundeten Händler fündig – jede Menge Rubine und Saphire.
Und wir konnten bei einem ebenfalls befreundeten Rubinschleifer das Handwerk aus der Nähe betrachten. Vielleicht muss man schon sagen, die Kunst – denn das Schleifen von Edelsteinen, präzise und mit einfachen Geräten, die von Hand geführt werden, ist sicher mehr Kunst als Handwerk. Und beginnt damit, dass der roh geschliffene Stein auf ein Stäbchen geklebt wird zur besseren Handhabung.
Ich konnte nicht widerstehen – ein Rubin aus dieser Werkstatt musste meiner werden!
Kambodschaner mögen Schmuck – wie wohl alle Südostasiaten – gerne üppig. Mit viel Gold gefasst, ist dieser Anhänger aber trotzdem etwas absolut Besonderes! Eine Buddhafigur wurde in einen Rubin geschnitten. Ganz sicher nichts für alle Tage, aber trotzdem ein Traum für jeden Rubin- und Schmuckliebhaber – von höchster Kunstfertigkeit!
Handwerkskunst: Eine in einen Rubin geschnittene Buddhafigur.
Nicht nur Rubine werden in Pailin gefunden. Auch blaue Saphire sind begehrt und werden in einer feinen Schmuckqualität verkauft.
Edelsteineinkauf für Schmuck
Einzelne Edelsteine werden relativ selten gekauft. Entweder handelt es sich um teure Solitärsteine, die später in Ringen oder Anhängern glänzen.
Ein Großteil wird aber bereits „vorkonfektioniert“ für ganz bestimmte Schmuckstücke angeboten. Gleichgültig, ob ein Anhänger daraus wird, Ohrringe oder ein Armband – die Edelsteine sind farblich, größen- und zahlenmäßig genau aufeinander und auf den späteren Verwendungszweck abgestimmt. In der Fachsprache nennt man das „Edelsteine werden kalibriert“. Das Ergebnis gibt dem Goldschmied Material an die Hand, das er sofort verarbeiten und in ein fertiges Schmuckstück verwandeln kann.
Edelsteine in Kambodscha kaufen
Wer Edelsteine kaufen möchte, sollte sich auf jeden Fall als Grundausstattung zwei Lupen kaufen. Untersucht ihr einen Stein mit einer Lupe in 10facher Vergrößerung und ihr seht keine Einschlüsse im Material, untersucht den Stein nochmals mit einer zweiten Lupe und 20facher Vergrößerung. Seht ihr auch dann keine Unreinheiten, seid bitte sehr, sehr vorsichtig! Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Stein synthetisch!
Sehr ihr mit einer Lupe winzige Luftblasen im Material – Finger weg! Es handelt sich zweifelsohne um Glas. Die Blasen entstehen unweigerlich beim Schmelzvorgang.
Es ist nicht einfach, als Laie Synthesen von echten Steinen zu unterscheiden. Wenn ihr vorhabt, höhere Geldbeträge in einen Stein zu investieren, sichert euch einen Sachverständigen. Das Geld für seine Expertise ist gut angelegtes Geld! Er hat Möglichkeiten, über den Lichtbrechungsindex, der mit einem Refraktometer ermittelt wird, den Stein – auch in der Art – einwandfrei zu bestimmen. Er kann auch fachmännisch den reellen Wert eines Steines bestimmen.
TIPP:
In Siem Reap gibt es das Gemological Institute of Cambodia. Dort werden nicht nur über 200 verschiedene Steine aus aller Welt verkauft, sondern die Eigentümer (es sind Franzosen) sind auch vereidigte Gutachter und erstellen Wertgutachten oder beurteilen Steine bzgl. ihrer Echtheit.
Darüber hinaus organisieren sie Touren für Edelsteininteressierte von 2 bis 10 Tagen mit dem Besuch von Minen und Edelsteinschleifereien. Last but not least kann man hier auch sehr informative Edelsteinkurse absolvieren.
Lokale Edelsteinhändler
In Phnom Penh gibt es sehr viele lokale Edelsteinhändler. Keine schlechte Art, Steine zu kaufen, die Preise sind angemessen.
Phsar Thom Thmey, der ‚Central market‘
Eine schier unübersehbare Vielfalt erschlägt Besucher, wenn sie die große Halle des Central Market betreten. Dutzende von Händlern bieten die besten und günstigsten Edelsteine an. Aber – es gibt nirgendwo so viel Glassteine und Synthesen wie hier! Seien Sie also vorsichtig. Wenn ihr nicht so viel von Edelsteinen versteht und keinen vertrauenswürdigen Local Guide habt, solltet ihr besser in einem der etablierten, größeren Geschäfte einkaufen. Dort betrogen zu werden, ist nicht ausgeschlossen, aber sicher weniger wahrscheinlich.
Edelsteinschleiferei
Die beste Art, gute und günstige Edelsteine zu erwerben. Die Preise sind sehr moderat, da Zwischenhändler ausgeschaltet sind.
Leider benötigt man dazu einen entsprechenden Kontakt. Die Schleifereien verkaufen in der Regel nicht direkt, machen also auch keine Werbung dafür. Fragt Euren Guide, er kann euch evtl. weiterhelfen.
Empfehlung – Tempel in Pailin
Auch für diejenigen, die nicht so versessen sind auf Edelsteine, hat Pailin eine Menge mehr zu bieten! Auf dem Hochplateau gibt es einen sehenswerten Tempel.
Dies als kleiner Vorgeschmack aus der Provinz Pailin. Weitere Themen aus dieser und weiteren Provinzen Kambodschas kommen noch.
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Phare, der kambodschanische Zirkus
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Artikel über Zirkus Phare hier bei Visit Angkor.
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Sehr interessanter Beitrag und gut geschrieben.