Angkor Thom (អង្គរធំ) zählt zu den absoluten Besonderheiten, die zu Zeiten der Angkor Ära erbaut worden sind. Jedes Jahr zieht der nahezu quadratische Komplex Jahr viele Besucher aus aller Welt an. Der Grund: Angkor Thom ist kein Tempel, sondern eine Stadt mit mehreren bekannten und weniger bekannten Angkor Tempeln innerhalb hoher Außenmauern. Insbesondere der Tempelberg Bayon mit seinen riesigen Gesichtstürmen im Zentrum von Angkor Thom, von wo aus die 4 axiale Straßen direkt zu den Toren in die 4 Himmelsrichtungen führen.
Eine zusätzliche Straße verbindet den nicht mehr existierenden Königs-Palast nach Osten hin mit dem fünften Tor. Das Siegestor, ca. 500 Meter nördlich vom Osttor. Auf der Karte hier sind die axialen Straßen zu den 4 Toren, die fünfte Straße zum Osttor und der Bayon im Zentrum gut zu erkennen.
Weitere bekannte Tempelanlagen in Angkor Thom sind der Baphuon im Nord-Westen sowie die Elefantenterrasse und die Terrasse des Leprakönigs im Norden des Bayon. „Angkor“ bedeutet „Stadt“ und „Thom“ bedeutet „groß“. Die große Stadt also.
Geschichte von Angkor Thom
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts hat der bedeutende König Jayavarman VII. die Stadt nach ihrer Plünderung durch die Cham wieder aufgebaut und als Hauptstadt zu neuer Blüte des damaligen Angkorreichs geführt. Während seiner Regierungszeit bekehrte der bekennende Buddhist die Khmer vom Hinduismus zum Buddhismus. Weiterhin baute er Schulen und Krankenhäuser für die damalige Bevölkerung.
Bis zum Niedergang von Angkor blieb Angkor Thom die Hauptstadt des damaligen Khmer-Reiches. Seit 1992 gehört Angkor Thom zusammen mit weiteren Bauwerken aus der Angkor Ära zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Mauern von Angkor Thom
Um die Stadt vor weiteren Angriffen zu schützen, ließ König Jayavarman VII. eine acht Meter hohe und zwei Meter breite Mauer aus Laterit mit einer zinnenlosen Brüstung errichten. Von innen durch einen Erdwall geschützt, ist sie auch noch heute sehr gut erhalten. Wer gut zu Fuß ist, läuft ein Stückweit oben auf dem schattigen Erdwall entlang bis zur nächsten Ecke. Dort steht einer der 4 Prasat Chrung (Ecktürme). Der Weg vom Südtor zum Südosttempel gilt als der bequemste von allen.
Insgesamt erstreckt sich die quadratische Mauer von Angkor Thom auf einer Länge von 12 km, 3 km auf jeder Seite. Mit einer Fläche von 900 Hektar ist Angkor Thom der größte Komplex von sämtlichen Angkor Monumenten.
Tipp: Es lohnt sich, an den Toren den Erdwall hinaufzuklettern, um die Aussicht zu genießen. Von dort oben lassen sich die riesigen steinernen Gesichter direkt aus nächster Nähe betrachten. Überhaupt eine schöne Alternative, da derzeit die obere Terrasse am Bayon renoviert wird, und dort die monumentalen Gesichter nur aus der Ferne zu sehen sind.
Außerhalb der mächtigen Stadtmauern ist Angkor Thom von einem 100 m breiten Wassergraben umgeben. Dieser symbolisiert den Urozean, genauso wie am berühmten Angkor Wat.
Balustraden mit Göttern und Dämonen aus Stein
Der Weg nach Angkor Thom führt Dich an einem der fünf Dämme über besagten Wassergraben. Auf beiden Seiten säumen jeweils 54 riesige Steinfiguren die Dämme. Zusammen ergeben sie die heilige Zahl 108, welche die Stadt schützt.
Es handelt sich um Götter (Deva) auf der linken und Dämonen (Asura) auf der rechten Seite. Die Balustraden des Damms sind aus massivem Stein und stellen die mehrköpfige Schlange „Naga“ dar, gehalten von den jeweils 54 Gottheiten. Die Szene stammt aus dem Epos Bhagavata Purana und stellt das Aufwirbeln des Milchozeans dar. Am Südtor sind sie sehr eindrucksvoll und auch gut erhalten.
Die Devas ziehen den Kopf der Schlange in eine Richtung, während auf der anderen Seite die Asuras den Schwanz der Schlange in die entgegengesetzte Richtung ziehen. Aus dem sogenannten „Kirnen“ ist der Sage nach die Erde geformt worden. Gleichzeitig galt das Kirnen der Gewinnung von Lebenselixier, welches jedoch von einem „Unfall“ begleitet wurde, was den Menschen seitdem die Sonnen- und Mondfinsternis bescherte. Versuche zur damaligen Zeit, das Zusammenspiel von Planeten nachvollziehen zu können.
Die Gesichter der Götter und Dämonen stehen in scharfem Kontrast zueinander. Nahezu ununterbrochen wird im Wettlauf mit der Zeit an ihrer Restaurierung gearbeitet. Nicht alle sind erhalten und teils durch neue auf alt gemachte Steinköpfe ersetzt. Und immer wieder passiert Unglaubliches: Erst vor kurzem hat man während verschiedener Bauarbeiten zufällig einen antiken Asura-Steinkopf auf der Fläche vor dem Aufstieg zum Phnom Bakheng entdeckt.
Die fünf Tore von Angkor Thom
Am Ende der 5 Dämme steht jeweils ein riesiges steinernes Tor. Bei einer Gesamthöhe von 23 Metern sind die Öffnungen der Tore 3,5 m breit und 7 m hoch. Ursprünglich waren die Tore mit doppelten Holztüren und horizontalen Schließstangen gesichert. Auch heute noch sind die Löcher sichtbar im Gestein. Da der Aufbau gleich ist, ähneln sich die Tore von Angkor Thom.
Rechts und links von den Öffnungen hängen die Rüssel des dreiköpfigen weißen und heiligen Elefanten Airavata an Lotusblumen herab und bilden Säulen. Der Elefant ist das Reittier des mächtigen Gottes Indra. Zwischen 2 Apsaras sitzt Indra auf seinem Rücken und hält den Donnerkeil „Vajra“.
Oben über der Öffnung der Steintore thronen 3 Gesichtstürme auf. 2 von ihnen schauen nach rechts und links. Der mittlere und größere Gesichtsturm schaut auf der einen Seite aus Angkor Thom hinaus und auf der anderen Seite hinein. Alles zusammen zeigen in die 4 Himmelsrichtungen. Ob es sich bei den Gesichtern um Darstellungen Lokeshvaras (einer Erscheinungsform des Bodhisattvas Avalokiteshvara) oder der vier Maharajikkas (der Schutzkönige der Himmelsrichtungen) handelt, ist bis heute nicht geklärt. Vielleicht sind sie aber auch Porträts des Königs Jayarvaman VII., oder eine Kombinationen aller denkbaren Möglichkeiten.
Südtor von Angkor Thom – Tvea Tonle Om ខ្លោងទ្វារទន្លេអ៊ុំ
Von allen 5 Toren ist es das meistbesuchte Tor von Angkor Thom. Bevor es ein öffentliches Tor war, wurden in der Umgebung Wasserfeste entlang des Torgrabens gefeiert. Daher auch der Name Tonle Om ទ្វាទន្លេអ៊ុំ , was übersetzt übersetzt soviel wie „Tür am Fluss, wo Bootsrennen stattfinden“ bedeutet. Die meisten Touristen passieren dieses Tor, denn es liegt von Angkor Wat im Süden kommend direkt auf dem kleinen Angkor-Rundweg. Von hier aus geht es schnurstracks zum Bayon und weiteren Angkor-Tempel innerhalb der Mauern von Angkor Thom.
Aufgrund der vielen Menschen gibt es mittlerweile Maßnahmen, um die 54 Steinfiguren entlang der Balustrade zu schützen. So schön ein Foto möglichst nah an der Balustrade oder vielleicht sogar darauf sein mag: Es ist verboten. Hinweisschilder und auch Wärter sorgen dafür, dass die Regelung eingehalten wird. Was allerdings nicht immer klappt.
Am schönsten ist der Weg zu Fuß zum und durch das Tor. In der Regel halten Tuk Tuk Fahrer vor dem Damm an und lassen Dich in Ruhe über den Damm und durch das Südtor gehen. Auf der anderen Seite des Tors warten sie auf Dich und Du kannst bequem weiter fahren und den Fahrtwind genießen. Wie eingangs erwähnt, kann man am inneren Erdwall hinaufsteigen, und dort die Gesichter aus der Nähe betrachten.
Westtor von Angkor Thom – Tvea Ta Kav ខ្លោងទ្វារតាកាវ
Im Uhrzeigersinn geht es weiter nach Westen zum dortigen Tor. Nur wenige Besucher kommen an diesen Ort, da von hier aus keiner der bekannteren Angkor Tempel erreicht werden kann. Aber das soll sich ändern. Aktuell wird das Westtor restauriert. Und schon bald soll es sich als neue Touristenattraktion im Angkor Park präsentieren.
Das erste Foto ist von 2019. Zu diesem Zeitpunkt war von den Göttern und Dämonen kaum etwas zu sehen. Mittlerweile hat sich die Szenerie bereits um einiges geändert. Gut zu erkennen auch, wie Naga von den Göttern (Devas) festgehalten wird.
Vor dem Hintergrund der Geschichte zu diesem Tor, ist es schon was schaurig, es als zusätzliche Touristenattraktion feilzubieten. Durch dieses Tor sollen nämlich damalige Schwerverbrecher gebracht worden sein, die zum Tode verurteilt waren. Außerhalb von Angkor Thom wurden die Todesurteile entsprechend vollstreckt. Der Name „Ta Kav“ តាកាវ setzt sich zusammen aus „Großvater“ und seinem Namen „Kav“. Zur Angkor-Zeit war es üblich, Gebäude nach dem Namen des Ältesten zu titulieren. Die Angkor Tempel Ta Keo, Ta Nei, Ta Prohm usw. folgen dem gleichen Muster.
Nordtor von Angkor Thom – Tvea Dai Chhnang ខ្លោងទ្វារដីឆ្នាំង
Auch das Norddtor wird häufig frequentiert. Von hier aus geht es auf dem großen Rundweg weiter zu Angkor Tempeln wie Preah Khan, Neak Pean und Ta Som, um nur einige zu nennen. Besonders reizvoll ist das Fotomotiv mit den ausladenden Wurzeln eines Tetramelaceae Baums links vom Tor. Die gleiche Art verleiht dem Ta Prohm seinen unnachahmlichen Charme. Hier am Nordtor kommt man direkt darauf zu, wenn man aus Angkor Thom herausfährt.
Vom Nordtor heißt es, dass vor allem Bürger von außerhalb nach Angkor Thom eingereist sind. Dies, um den König zu besuchen. Vor allem soll es Zeremonien und Paraden gegeben haben, um den König um Verzeihung zu bitten. In der Gegend nördlich des Tores soll es eine Menge Ton gegeben haben, woraus Töpfe und Pfannen hergestellt wurden. Daher auch der Name „Dai Chhnang“ ទ្វារដីឆ្នាំង, welcher übersetzt „Topf, Erde, Tür“ bedeutet. Was soviel bedeutet wie „Das Tor in der Nähe des Landes, wo Ton zum Töpfern verwendet wurde.“
Wie auch bei den anderen Toren, fehlen die Türstürze. Indra und der von ihm gerittene dreiköpfige Elefant sind gut erhalten. Der Zustand die Devas (Götter) und Asuras (Dämonen) ist besser am Südtor. Aber es kann durchaus sein, dass hier genauso wie am Westtor Restaurationsarbeiten durchgeführt werden.
Siegestor von Angkor Thom – Tvea Chhey ខ្លោងទ្វារជ័យ
Das Siegestor führte direkt zum königlichen Palast hinter der Terrasse der Elefanten und dem davor liegenden großen Platz. Heute existiert vom Palast nur noch das Haupttor im Osten. Sein rühmlicher Name entstammt der Annahme, dass König Jayavarman VII. seine Armee gegen die feindlichen Cham im Osten schickte. Auf der Siegesallee und dem großen Platz von der Elefantenterrasse haben feierliche Paraden stattgefunden und der König hat seine siegreichen Soldaten in Empfang genommen.
Auch hier finden derzeit Restaurationsarbeiten statt. Nicht am Tor direkt, sondern an einzelnen Bäumen. Nicht weit entfernt entdecken wir eine nagelneue Stihl Säge. „Made in Germany“ – macht ja dann doch irgendwie ein klein wenig stolz.
Vihear Prampil Loveng
Wer über den kleinen Rundweg weitere Angkor Tempel erkundet, verlässt Angkor Thom über das Siegestor. Auf dem Weg dorthin befindet sich auf der rechten Seite eine 128 m lange Terrasse namens Vihear Prampil Loveng mit einer riesigen alten Buddha Statue. Meist fährt man daran vorbei, doch wer über die Umstände weiß, hält an.
Die Buddha Statue ist 3,5 m hoch und sitzt auf einem Thron aus einer dreimal gewundenen Schlange (Naga). Ursprünglich stand diese Figur im heiligen Zentrum des Bayon, sozusagen als DIE Ikone schlechthin von Angkor Thom. Im 13. Jahrhundert wurde sie von Hindu König Jayavarman VIII. aus dem Zentrum des Bayon entfernt und zerstört. 1933 hat man fast alle Teile der zerstörten Buddha Statue auf dem Boden des Bayon wiedergefunden. Nach ihrer Restaurierung steht die Figur jetzt seit 1935 unter einem neuen Pavillion in der Terrasse Vihear Prampil Loveng.
Angkor Infos
Tor der Toten im Osten von Angkor Thom – Tvea Khmoch ខ្លោងទ្វារខ្មោច
Der Überlieferung nach wurde das Tor seinerzeit nur zum Transport eines verstorbenen Königs benutzt. Ob dies wirklich stimmt, lässt sich allerdings nicht genau sagen, da es an historischen Beweisen fehlt. Es kann auch einfach ein normaler Eingang zu Angkor Thom gewesen sein.
Anderen Überlieferungen nach haben die Menschen, die in Angkor Thom lebten, die Leichen durch das Tor geschoben, um sie außerhalb von Angkor Thom einzuäschern. Morbide Zungen wiederum lassen verlauten, dass sie die Leichen weiter im Osten in den Siem Reap Fluss geworfen haben. Gänzlich unlogisch ist diese Annahme nicht, endet doch die Straße am Fluss. Und „Tvea Khmoch ទ្វារខ្មោច“ bedeutet übersetzt „Geistertor“.
Hier 2 Fotos von meiner Angkor Tour 2019 mit meiner Freundin Manuela zum Osttor von Angkor Thom. Über diese Tour gibt es auch einen Reisebericht hier bei Visit Angkor.
Die Balustraden mit ihren Gesteinsköpfen sind vergleichsweise nicht so gut erhalten. Dafür befinden sich die Figuren wie Indra und der weiße Elefant in einem besseren Zustand. Außerdem kann man auch hier den Erdwall hinauf und die Szenerie von oben betrachten.
Am Osttor herrscht nur wenig Verkehr, was jetzt aber wohl nicht an seiner Vergangenheit liegt. Eher darin begründet, dass der Weg recht holprig ist. Außerdem gibt es keine weiteren Angkor Tempel, die von hier aus direkt zu erreichen sind, so wie es am Siegestor (kleiner Rundweg im Angkor Park) und am Nordtor (großer Rundweg im Angkor Park) der Fall ist. Wer vom Osttor direkt weiter zum nächsten Tempel möchte, biegt links ab und fährt nach Norden am Siegestor vorbei oder besucht selbiges.
Vor allem wegen der Stille lohnt sich ein Ausflug zum Osttor. Und mit etwas Glück kannst Du sogar Gibbons beobachten. 2013 sind die seltenen Primaten erfolgreich angesiedelt worden. Mittlerweile hat sich mehrfach Nachwuchs eingestellt.
Wer Angkor besucht, sollte auf jeden Fall nach Angkor Thom und auch die Tore näher betrachten. Es müssen ja auch nicht gleich alle Tore sein. Aber gerade die nicht so häufig besuchten im Osten und Westen haben eine ganz besondere Ausstrahlung.
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