Die Sprache Khmer hat eine reiche Geschichte und ist eng mit der kambodschanischen Kultur verbunden. Sie ist Muttersprache und Amtssprache der Khmer. Von rund 16 Millionen Menschen wird sie gesprochen. Von zu den 157 austroasiatischen (Kunstwort aus dem Lateinischen auster „Süden“ und Asia) Sprachen gehörend, haben nur das Khmer und Vietnamesisch den Status als Nationalsprache inne. Etwa 130 der 157 Sprachen zählen zur Gruppe der „Mon-Khmer“ Sprachen.
Kambodschanisch oder Khmer?
Nach unserem Verständnis passt erstmal kambodschanisch zu Kambodscha genauso wie italienisch zu Italien. Was auch ok ist. In Kambodscha verhält es sich ein klein wenig anders. Denn auf die Frage: „Welche Sprache spricht man in Kambodscha?“ lautet die Antwort „Khmer“.
Khmer bezeichnet das Staatsvolk in Kambodscha, ihre Sprache und Schrift. Genauso wie Italiener als Ethnie die Gesamtheit der Personen mit italienischer Muttersprache ausmacht, sind es die Khmer in Kambodscha.
Ursprünge aus dem Sanskrit und Pali
Während die eigentlichen Khmer Wörter aus nur ein oder zwei Silben bestehen, existieren bedingt durch die Sprachen des Mahayana- und Theravada Buddhismus zahlreiche mehrsilbige Worte aus dem altindischen Sanskrit und Pali. Davon zeugt unter anderem das älteste Schriftdenkmal aus der Provinz Takeo im Jahr 611 n.Chr.
In seinem englischsprachigen Artikel „Sanskrit Khmer“ stellt Mark Moore fest, dass der Begriff „Lehnwort“ die Tiefe der Beziehung zwischen Sanskrit und der Khmer Sprache nicht gänzlich erfasst.
In Sachen Höflichkeit gibt es in Kambodscha und insbesondere in der Sprache einiges zu beachten. Das fängt bereits mit der Begrüßung an. Während in westlichen Kulturen das Händeschütteln einen gleich hohen Rang beider Gesprächspartner symbolisiert (auch wenn dies nicht der Fall ist), unterscheiden die Khmer die soziale Hierarchie durch Sampeah.
Je nach Rang und Respekt gegenüber Gesprächspartnern zeigen die Fingerspitzen der gefalteten Hände unter das eigene Kinn oder gegen die Stirn. Zu den ranghöchsten Personen gehören zum Beispiel der König und seine Mutter. Wichtig: Lächeln dabei nicht vergessen!
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Respekt in der Khmer Sprache
Gegenüber Gleichaltrigen fallen unter Kambodschanern Höflichkeitsfloskeln wie z.B. „bitte“ សូម (soum) ganz einfach weg. Gegenüber Älteren ist es dagegen Pflicht, solche Begriffe zu verwenden. Dies gilt insbesonder dann, wenn Du um etwas bittest. Als Besucher des Landes ist es grundsätzlich nicht verkehrt, សូម zum Unterstrichen der Höflichkeit zu verwenden.
Ähnlich wie bei uns begrüßt man sich unter Freunden in Khmer mit einem „Hallo“ សួស្តី (sousdey). Wer nicht ganz sicher ist, macht mit der förmlichen Variante „guten Tag“ ជំរាបសួរ (joomreabsour) alles richtig.
In der kambodschanischen Kultur ist es tief verwurzelt, sich um andere zu kümmern, insbesondere Ältere und ranghöhere Personen. Das spiegelt sich auch in der Sprache wieder. Nach der ersten Begrüßung gilt es als höflich, sich nach dem Befinden zu erkundigen, indem man „wie geht es Dir/Ihnen“ អ្នកសុខសប្បាយទេ? (neak sok sabbay dte?) fragt. Die Antwort darauf lautet in der Regel „mir geht es gut, danke“ ខ្ញុំសុខសប្បាយទេ អរគុណ (knyom sok sabbay, orkun) bevor dann die eigentliche Unterhaltung beginnt.
Zwei Welten zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort
Im Großen und Ganzen wird Khmer so geschrieben, wie wie man spricht. So kommt es hier und da vor, dass ein geschriebener Buchstabe in der Aussprache nicht existiert. Eine wirkliche Regel scheint es nicht zu geben. Hier heißt es schlichtweg auswendig lernen.
Was den Unterschied zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort angeht, gibt es noch weitere Besonderheiten. Schauen wir uns dazu die Website von Angkor Enterprise an. Dort ist unter der Hauptüberschrift die Zeile „Anzahl ausländischer Touristen, die Angkor Tickets gekauft haben“ in englischer Sprache zu lesen. In Khmer sieht es so aus: ចំនួនអ្នកទេសចរបរទេសដែលបានទិញសំបុត្រចូលទស្សនារមណីយដ្ឋានអង្គរ
Ein ganzer Satz ohne Anzeichen einer einzigen Silbentrennung. Die Regel in der Khmer Schrift lautet: Es gibt sie nicht, die EINE Regel. Leerzeichen lassen sich setzen, wie es gerade passt. Das Ende eines Satzes wird durch ein ។ markiert. An dieser Stelle darf dann auch wieder eingeatmet werden.
Wobei: Wer sich genau an diese Regel hält, dürfte beim Lesen einer Passage über kambodschanische Neujahr in der kambodschanischen Wikipedia leicht außer Atem kommen. Zwar gibt es hier und da vereinzelt Leerzeichen im Text, doch ein ។ als Ende des Satzes ist erst nach mehreren Zeilen zu sehen. Mehr als 10 Zeilen ohne Atmen laut zu lesen dürfte ein kompliziertes wenn nicht gar unmögliches Unterfangen darstellen.
Einzelne Elemente der Khmer Sprache sind romanisiert. Welche das sind, erfährst Du mit weiteren Infos in diesem PDF Dokument.
Subjekt, Prädikat, Objekt in der Khmer Sprache
Vom Grundsatz her folgt Khmer dem Aufbau „Subjekt, Prädikat, Objekt“. „Ich gehe nach Angkor Wat“ lautet in Khmer ខ្ញុំ ទៅ អង្គរវត្ត។ (khnyom dteu Angkor Wat – ich gehe Angkor Wat). Adjektive und Pronomen stehen immer hinter einem Nomen. Sätze wie „Nächsten Samstag werde ich mit meiner Mutter zum Markt gehen.“ lauten ថ្ងៃសៅរ៍ក្រោយ ខ្ញុំ នឹង ទៅ ផ្សារ ជាមួយ ម្តាយខ្ញុំ ។ Wort für Wort übersetzt heißt es „Samstag nächster ich gehe Markt mit Mutter meine.“
Hier noch ein Beispiel mit dem Satz „Beide lebten zusammen in einem schönen, alten und auch gemütlichen Haus.“ aus meiner Geschichte „Der Floh und der Bär“, die ich vor einigen Jahren geschrieben habe.
ពួកគេ | ទាំងពីរនាក់ | បានរស់នៅ | ជាមួយគ្នា | ក្នុង |
Sie | beide | lebten | zusammen | in |
ផ្ទះ | ចាស់ | ស្អាត | ដ៏ | កក់ក្តៅមួយ |
Haus | alt | schön | toll | gemütlich |
Unschwer zu erkennen, dass die Satzstellung eine andere ist :-) Wo wir auch schon bei einer grammatikalischen Besonderheit in der Khmer Sprache wären.
Buchstaben und Grammatik der Sprache Khmer
Praktisch: In der Khmer Sprache gibt es weder Beugungen noch Konjugationen oder Kasusendungen. Verben verändern sich nicht, ganz gleich ob Singular oder Plural. All das macht sie zu einer sogenannten isolierenden Sprache und die Grammatik vergleichsweise einfach. Zumal auch noch „der, die, das“ nicht vorhanden ist. Worte werden nach kambodschanischem Verständnis schlicht aneinander gereiht. Doch für uns Fremdsprachler heißt es nicht zu früh gefreut, denn kompliziert wird’s wiederum mit den einzelnen Buchstaben mitsamt ihrer Aussprache.
33 Konsonanten, 24 Vokale und 14 freie Vokale weist das kambodschanische Alphabet auf. Es soll sich hierbei weltweit um die Sprache mit den meisten Buchstaben handeln. In ihrer Aussprache teilen sich die Konsonanten auf in „A“ und „O“ Laute. Wobei die „A“ Laute nicht unserem „Apfel“ sondern eher „Omnibus“ oder „Orbit“ ähneln. Die Schriftzeichen sind kunstvoll gestaltet mit geschwungenen Linien und feinen Details.
Ursprünglich waren es 35 Konsonanten, 2 von ihnen werden nicht mehr verwendet. Die Tabelle zeigt die heute gebräuchlichen 33 Konsonanten mitsamt Transkript. Was es damit auf sich hat, erscheint bald in einem weiteren Artikel hier bei Visit Angkor.
Kgaw | ក្ក | Khaw | ខ្ខ | Kgoh | គ្គ | Khooh | ឃ្ឃ | Ngyooh | ង្ង |
Jaw | ច្ច | Chaw | ឆ្ឆ | Jooh | ជ្ជ | Chooh | ឈ្ឈ | Nyoh | ញ |
Daw | ដ្ដ | Thaw | ឋ្ឋ | Dooh | ឌ្ឌ | Thow | ឍ្ឍ | Naw | ណ្ណ |
Dtaw | ត្ត | Thaw | ថ្ថ | Dtooh | ទ្ទ | Thooh | ធ្ធ | Nooh | ន្ន |
Baw | ប្ប | Paw | ផ្ផ | Bpooh | ព្ព | Pooh | ភ្ភ | Mooh | ម្ម |
Yooh | យ្យ | Rooh | រ្រ | Looh | ល្ល | Wooh | វ្វ | ||
Saw | ស្ស | Haw | ហ្ហ | Law | ឡ | Aw | អ្អ |
Zusätzlich haben die auf Konsonanten folgenden Vokale je nach „A“ oder „O“ jeweils eine andere Aussprache. Und dann gibt es ja noch die „hartnäckigen“ Konsonanten, deren Aussprache immer gleich bleibt. Dabei gilt zusätzlich die Regel, dass die nachfolgenden Silben dem Laut der ersten Silbe basierend auf den Konsonanten folgt. Eigentlich. Zudem seien noch die Gänsefüßchen ähnelnden Sonderzeichen genannt, bei denen ein „A“ Konsonant zum „O“ Konsonant mutiert. Wenn wiederum eine kleine Zackenlinie einen der „O“ Konsonanten krönt, ist’s genau umgekehrt. On top gibt’s für manche Wörter mehrere verschiedene Schreibweisen. Wie man auf sowas kommen kann, erschließt sich wahrscheinlich nur versierten Sprachforschern.
Umschrift und Aussprache
In der Liste der Zeichen des Internationalen Phonetischen Alphabets (IPA) sind im Gegensatz zu Sprachen wie thailändisch und vietnamesisch die speziellen Laute des Khmer nicht enthalten. Unter Help:IPA/Khmer zeigt Wikipedia den dortigen Einsatz der IPA für die Khmer Sprache auf.
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