Kaum zu glauben, aber wahr: Seit dem 2. Dezember 2015 gehört das Tauziehen mehrerer asiatischer Länder offiziell zur Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO. Neben Kambodscha sind es die Philippinen, Republik Korea und Vietnam.
Tauziehen für reiche Ernten und Wohlstand
Wo das Tauziehen bei uns eher ein Spiel unter Kindern ist, hat es in Ländern wie Kambodscha eine tiefe kulturelle Bedeutung. Tauzieh-Rituale und -Spiele, in der Khmer Sprache ល្បែងទាញព្រ័ត្រ (LbaengTeanhProt) genannt, wirken wie ein Wettkampfspiel, sind aber Teil von Ritualen, mit denen für reiche Ernten gebetet und der Wohlstand der Gemeinschaft durch Harmonie und Solidarität unter ihren Mitgliedern gefördert werden soll.
Das kambodschanische Kulturerbe wird insbesondere während des Khmer-Neujahrsfestes und/oder Chlong Chet, einer Reiszeremonie, aufgeführt. Zwei Teams, in der Regel Frauen gegen Männer, nehmen auf einem offenen Platz in einem Dorfzentrum oder in einem buddhistischen Kloster ihre Positionen ein. In der Mitte des Wettkampfplatzes wird eine Linie gezogen. Jedes Team nimmt das Seil in die Hand und die Schiedsrichter beginnen das Spiel mit dem Ruf „yak or“. Um böse Geister zu vertreiben rufen die Spieler dreimal „heouy“. Nach den Rufen beginnen die Mannschaften, das Seil zu ziehen. Die Mannschaft, die das Seil näher an ihre Seite zieht, gewinnt.
Jede Gemeinschaft feiert die Chlong Chet-Zeremonie in einem Gemeinschaftsgebäude des Dorfes. Diese Feier gilt als Bitte an die örtlichen Gottheiten um Erlaubnis zum Reisanbau, um Schutz vor Naturkatastrophen und um bessere Ernten im kommenden Jahr. Chlong Chet endet mit Tauziehspielen. Die Feier gilt als Bitte an die örtlichen Gottheiten um Erlaubnis zum Reisanbau, um Schutz vor Naturkatastrophen und um bessere Ernten im kommenden Jahr. Insofern gilt das Tauziehen mit seinen Zeremonien als untrennbarer Bestandteil des kambodschanischen Lebens.
Ganze Dörfer sind beim Tauziehen auf den Beinen
Meist sind es ganze Dorfgemeinschaften, die an den Ritualen zum Tauziehen teilnehmen. Jedes Mitglied übernimmt eine bestimmte Rolle. Oft werden die spezifischen Methoden zum Tauziehen über mehrere Generationen hinweg weitergegeben.
Insbesondere die Dorfältesten, bei denen es sich meist um Reisbauern handelt, tragen eine aktive Rolle bei der Leitung und Organisation des Spiels und der begleitenden Rituale. Ein zuständiges Gremium, das in jeder Gemeinde eng mit dem Spiel verbunden ist, gehört zum buddhistischen Tempelkomitee. Bei den Mitgliedern des Komitees handelt es sich in der Regel um ältere Männer, die in den Dörfern in der Nähe der Klöster leben. Sie sind die Hauptakteure bei der Bewahrung und Weitergabe der Rituale und Spiele. Die Mitglieder helfen bei der jährlichen Organisation der Veranstaltung.
Da es sich auch um Unterhaltung handelt, lernen junge Menschen in Kambodscha das Tauziehen durch direkte Teilnahme am Spiel und durch Beobachtung. Außerdem gelten Fernsehübertragungen als von elementarer Bedeutung, um die Spiele in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Vor allem im Norden Kambodschas, der weniger industrialisiert und urbanisiert ist.
Sage über das Tauziehen LbaengTeanhProt
Kambodscha ist reich an alten Geschichten. So besagt die Sage über LbaengTeanhProt, dass die Riesen und Engel zusammenkamen, um den Ozean zu rühren und auszutrocknen. Es ging darum, das Elixier des Lebens zu erhalten, damit sie für immer leben konnten. Sie benutzten eine Schlange namens Vasuki als Seil, um sich zu bewegen und den Montakrak Berg zu drehen. Vishnu, der mächtiger Gott, verwandelte sich in eine Schildkröte, um den Berg zu stützen. Die Engel zogen am Kopf der Schlange, während die Riesen am Schwanz zogen. Beim Drehen wurde der Schlange schwindelig, sie spuckte Gift und atmete Feuer durch die Zunge. Dies erzeugte Regen in der Himmelssphäre, der auf die Erde hinabfiel.
Das Ziehen am Seil ist also ähnlich wie das Ziehen an der Schlange und gilt auch heute noch als Zeremonie für den Regen.
Maßnahmen zur Erhaltung des Kulturgutes
Um die Vielfalt der Tauzieh-Rituale und -Spiele zu würdigen und ihre reibungslose Weitergabe zu gewährleisten, bemüht sich die Regierung auf zentraler, regionaler und lokaler Ebene um eine Reihe von Schutzmaßnahmen. Angesichts der Auswirkungen von Verstädterung und Modernisierung der Gesellschaft, hat die königliche Regierung das Tauziehen im ganzen Land kartiert. Die Maßnahmen zur Erhaltung des Kulturgutes im Einzelnen sind:
- Ermutigung der lokalen Gemeinschaften zur Gründung von Schutzverbänden
- Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und dem privaten und öffentlichen Sektor bei der Dokumentation und Erfassung des Tauziehens
- Organisation von Foren zum Schutz des Kulturerbes für die betroffenen Gemeinden, um ihre Erfahrungen mit dem Schutz des Kulturerbes auszutauschen
- Unterrichtung und Ermutigung junger Kinder zur Teilnahme an dem Spiel und zum Verständnis der Bedeutung des Tauziehens
- Regelmäßige Fernsehprogramme, um die Öffentlichkeit nachhaltig zu sensibilisieren.
- Verleihung von Anerkennungszertifikaten an Gemeinden, die sich bei der Bewahrung des Kulturgutes bewährt haben
Titelfoto: Lee Heng
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