Ein Gastbeitrag von Uwe Schröder.
„Ich komme mit!!“
Die SMS von Manuela „Sag mal, willst Du denn nun morgen mitkommen?“ – sie war schnell beantwortet!
Das Haus einer armen Familie hatte im Laufe der Zeit einiges abgekriegt und sollte saniert werden, damit es wieder Wind und Wetter trotzen konnte. Ich hatte mich gerade bereit erklärt, daran mitzuwirken.
Asiatische Gelassenheit ist nötig …
Um 8.00 Uhr wurde ich von ihr und Eric in meinem Hotel mit ihrem Toyota Panzer abgeholt. Erster Stopp – der Eisenwarenhandel an der Route 6 gegenüber der Prom Chann Pagoda. Ein von Chinesen geführter Baumarkt, der Bleche von einer Rolle abwickelt und sie dann durch ein Walzwerk zieht und sie so in Form bringt. Eigentlich wurde schon vorher das ‚was & wie?‘ mehrfach besprochen, nur an diesem Tag war wohl der „der alles weiß“ nicht da. Oje, das kann dauern! Ich richtete mich auf eine Wartezeit ein – was ich gar nicht mag! Es wurde telefoniert, es zog sich hin, eine Stunde Stillstand für Manuela und mich, Eric rotierte. Ich vertrieb mir die lästige Wartezeit und testete mein neues Tele am vorbeifahrenden Verkehr. Tuk-Tuks vollbesetzt mit Mönchen in ihren orangefarbenen Gewändern, Mopeds, Fahrräder – offensichtlich wollte heute jeder nach Siem Reap!
Der Zuschnitt der weiß-blauen Bleche nahm nun doch langsam Form an. Sie wurden gewalzt und auf unterschiedliche Längen zugeschnitten. Das Transportproblem löste sich ebenfalls, selbstredend auf kambodschanische Weise – aber das ist eine Geschichte für ein andermal!
Wir fuhren zum Haus der Familie und stellten erstaunt fest: Die obere Etage war – leer, keine Wände, nur Strohmatten! Mr. Jing und seine Helfer blickten uns stolz an. Super! Wir waren also heute nicht zu dritt (Mr. Jing, Eric & ich) sondern zu fünft, zu sechst plus Opa. Später packte noch einer mit an, nachdem er sich unsere Aktivitäten eine Stunde lang angeschaut hatte.
Unser Tagesziel …
… wurde sofort hoch gesteckt! Zum Abend müssen alle Wände wieder dicht sein!
Quer- und Längsstreben wurden zuerst an die Rundstämme des Hauses geschraubt. Baumstämme, wie sie in der Natur wuchsen – krumm und schief. Eine Tür, die erste wohl überhaupt, sollte das Haus bekommen und einige Fenster.
Wir sägten und bohrten das harte Holz vor, um es dann zu verschrauben. Nacheinander, jedes Stück individuell an seine jeweilige Bestimmung angepasst. Das Werkzeug war miserabel: Stumpfe Bohrer, heiß gelaufene Maschinen, eine Flex ohne Schutzblech. Obendrauf noch der Boden des Hauses löchrig, altes Holz mit Astlöchern. Es kam, wie es kommen musste, wir brachen durch – ich war wohl doch etwas zu schwer. Es war heiß, kein Windhauch wehte uns um die Nase. Wasser trinken war bei dieser anstrengenden Arbeit oberstes Gebot.
Lesetipp: Über Mr. Jing und seine Familie gibt es noch einen weiteren Artikel hier im Blog mit dem Titel „Wie eine dünne Kuh den Anstoss gegeben hat, das Leben einer Khmer Familie zu ändern“
Mittagszeit, Essen ist wichtig für alle Helfer. Es wurde für die ganze Meute gekocht, auch wir bekamen Reis und ein kambodschanisches Gericht, dessen Name mir nicht mehr einfällt. Es war nicht ganz mein Geschmack, zum Glück hatte Manuela leckere Sandwichs vorbereitet.
Auf eine Siesta, bei den Khmer sehr beliebt, wurde verzichtet, sollte doch das Ziel des Tages noch vor Sonnenuntergang erreicht werden. Also „trieben“ wir alle Helfer an mit “ ZackiZacki“… was für ein Spaß! Zum Schluss konnten sie es perfekt aussprechen, auch Tage später noch!
„ZackiZacki“ – auch im Video :-)
Wir fingen an, die Bleche zu verschrauben. Von unten nach oben, überlappend sodass kein Regen mehr in das Haus kam. Der aus Berlin mitgebrachte Zollstock erwies sich als ein gutes Hilfsmittel. Ich weiß nicht, ob die Jungs so ein Teil schon mal gesehen hatten. Jedenfalls konte ich ihnen die Vorzüge bei einigen Anwendungen zeigen.
Das überstehende Blech an den Ecken und der Tür wurde mit der Flex gekürzt, ziemlich riskant ohne Schutzblech (Arbeitsschutz ist in der Regel eh ein Fremdwort in Kambodscha). Fenster wurden ebenfalls in die Bleche eingeschnitten.
Endlich fertig!
18.00 Uhr – Ziel erreicht, bis auf wenige Fein- und Restarbeiten, die in den nächsten Tagen erledigt werden, war alles fertig! Ich auch, fix und fertig! Das Haus war wieder dicht. Jetzt kann die Regenzeit kommen, die Bewohner und ihr bescheidenes Hab und Gut werden nicht mehr nass.
Die untergehende Sonne begleitete uns auf der Rückfahrt nach Siem Reap in den Abend. Die Stadt erwartete uns mit ihrem Gewühle und Gedränge. Ich war kaputt, alle Shirts durchgeschwitzt, die Kamera verstaubt. Ich hatte Durst – aber bloß kein Wasser mehr heute! Davon hatte ich für diesen Tag wahrlich genug. Nur für eine Dusche und den Pool war Wasser ok!
Voller Eindrücke, dankbar für den Tag, demütig an die Lebensumstände in Kambodscha denkend, kamen wir an. Einen Tag nur verbrachte ich in diesem alten Khmer Haus. Undenkbar für mich, dort zu wohnen. Während ich noch meinen Gedanken nachhing, setzten mich Manuela & Eric am Rokkhak Resort ab.
Einen lieben Dank an Manuela für die Möglichkeit, dass ich heute mitkommen konnte und die liebevolle Versorgung. Es war eine tolle Zusammenarbeit in Kampong Khleang bei Mr. Jing – wir waren erfolgreich!
Über Uwe Schröder: 1973 in Ost-Berlin geboren. Leitete zu Ost-Zeiten mit 16. D.A.L. den größten Depeche Mode Fanclub. Lebt jetzt mit Frau und Sohn im Berliner Norden Buchholz. Und sonst so? Handwerklich sattelfest und ein in Kambodscha vernarrter Photosiast.
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Ich lese schon seit langem deine Blogseite ,frage deshalb in wieweit den aufgrund der vorherrschenden Pandemie ein Touristischer Aufenthalt überhaupt 2021 möglich sein wird. Erkennst du schon irgendwelche Richtungen oder ist es noch zu früh. Wie verbringst du die Zeit im Land , wo ja hier gerade wieder strenger Lockdown mit vorwiegendem Homeoffice (soweit möglich) gewünscht ist. Mir (uns) fehlt der asiatische „Ausgleich“ und wir hoffen ihn in irgendeiner Art wieder zu bekommen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Wir wünschen dir (Euch) Gesundheit und für uns weiterhin erfrischende Berichte
Lieber Rudi, liebe Moni,
oh, das freut mich <3 Ja, im Moment sind noch nicht wirklich Richtungen zu erkennen. Ich denke, es hängt viel davon ab, wie sich die Zahlen hier bei uns entwickeln. Da ich nicht in Kambodscha lebe, sondern in Düsseldorf und nur immer wieder mal in meiner zweiten Heimat bin, fehlt mir auch der asiatische "Ausgleich" wie Ihr so schön schreibt. Mir hilft es im Moment ungemein, die Khmer Sprache zu lernen. Das macht echt Spaß und man lernt unendlich viel. Und: In unserer Facebook Gruppe "We Love Cambodia - Kambodscha Liebe" ( https://www.facebook.com/groups/visitangkor ) veranstalten wir alle 14 Tage ein Zoom-Meeting mit wechselnden Themen. Morgen früh um 10.00 Uhr deutsche Zeit geht es um das Thema „Kampot“. Wenn es zeitlich morgen zu knapp ist, dann vielleicht in 14 Tagen, oder so. Würde mich freuen. LG :-)
Liebe Inga
Danke für den spannenden Bericht.
Frage: Lebst Du zur Zeit in Kambodscha? Wie ist es momentan in der Corona-Zeit? Ein Artikel zu diesem Thema würde mich sehr interessieren.
Liebe Antoinette, danke Dir für Deinen Kommentar. Ich lebe in Düsseldorf, habe aber regelmäßig Kontakt nach Kambodscha. Prima Idee. Ein Artikel zu diesem Thema ist in Arbeit und soll kommende Woche online gehen. LG :)