Der Bayon – in Khmer: ប្រាសាទបាយ័ន, Prasat Bayon – mit seinen meterhohen Gesichts-Türmen zählt zu den beeindruckendsten Tempeln von Angkor. Erbaut von König Jayavarman VII. im späten 12. Jahrhundert bis Anfang des 13. Jahrhunderts weist er eine selbst zur damaligen Zeit einzigartige Architektur auf. Jayavarman VII.: Der wohl kreativste, berühmteste und gleichzeitig egozentrischste König der Angkor Epoche.
5 faszinierende Fakten über den Bayon
- Verantwortlich für den Namen sind lokale Arbeiter, die mit Restaurationsarbeiten am Bayon beschäftigt waren. Den ursprünglichen Namen „Banyan“ sprachen sie fälschlich mit „Bayon“ aus und der Name blieb einfach bestehen.
- Der Sockel des mittleren Turms hat einen Durchmesser von 25 m. Er ist 43 m hoch und 16eckig, wodurch er im Gegensatz zu anderen zentralen Heiligtümern von Angkor nicht quadratisch sondern rund ist.
- Es ist ein ganzer „Wald“ aus Türmen, die mit seinen in allen 4 Himmelsrichtungen lächelnden Gesichtern in den Himmel ragen.
- Die zahlreichen Flachreliefs sind nicht so berühmt, wie die von Angkor Wat. Vielmehr locken all die lächelnden Gesichter und ziehen die Besucher in ihren Bann.
- Der Bayon liegt genau im Zentrum der Stadt Angkor Thom.
Bayon besichtigen
Von Osten her führt uns der Weg durch den Haupteingang über die lange rötlich getönte Ostterrasse, die mit Löwen- und Naga-Brüstungen geschmückt ist, den Bayon. Rechts und links vom Haupteingang befinden sich die Überresste von alten Wasserbecken.
Am besten präsentiert sich der Bayon am Morgen, wenn das Licht noch weich ist. Bei Maurize Glaize ist zu lesen, dass man den Bayon auf jeden Fall auch im Mondlicht betrachten sollte. So schreibt er:
… wenn die Lichter und Schatten weicher werden und der Stein und sein grüner Hintergrund in einer perfekten Einheit von Farbtönen und Schattierungen komponiert sind – wenn die Gesichter, sanft und geduldig, einen emotionalen Ausdruck annehmen, von dem eine Art poetischer Zauber ausgeht – aufbauschend dargestellt in übergroßem Maßstab und schier unendlich multipliziert. Man löst sich auf zwischen der Gelassenheit der buddhistischen Ruhe, fühlt sich wie ein Embryo zwischen all den Gestalten …
Maurize Glaize
INFO
Im Januar 2020 haben die Restaurationsarbeiten am Bayon begonnen. Während dieser Zeit ist die oberste Terrasse für Besucher geschlossen. Wie lange die Arbeiten andauern ist derzeit nicht bekannt.
Geschichte des Bayon
Rund 100 Jahre nach Angkor Wat erbaut, ist der dem Buddhismus geweihte Staatstempel Bayon einer der letzten im Khmer Stil entstandenen Pyramiden-Tempel. Über viele Jahre wurde der Bayon umgebaut und erweitert. Mit seiner Schönheit und Pracht war er der Mittelpunkt im Königreich von Angkor. Dabei sind die Grundstruktur und der früheste Teil des Tempels weitestgehend unbekannt. Es besteht sogar die Vermutung, dass der Bayon auf der Spitze eines früheren Denkmals erbaut wurde und dies über einen längeren Zeitraum hinweg.
Statue auf einer Naga
Im zentralen Turm befand sich seinerzeit eine gut 3 m hohe Statue. Sie sitzt auf den Wickelungen einer Naga – sozusagen ein Schlangenthron – und stellt aller Wahrscheinlichkeit nach König Jayavarman VII. dar.
Der Historiker G. Trouvé entdeckte 1933 ie in der Mitte des 13. Jahrhunderts zerschlagene Statue bei seinen Ausgrabungen im Turm in einer Tiefe von 14 m. Vollständig restauriert wurde sie Seiner Majestät König Sisowath Monivong am 17. Mai 1935 feierlich übergeben. Heute steht sie rechte Hand von der Siegesstraße nach Osten in einem kleinen Pavillon names Vihear Prampil Loveng (oder Wat Prampei Loveng) – und wird von steinernen Löwen bewacht. Auf diesem Foto ist eine ähnliche Statue aus dem Bayon abgebildet.
Jayavarman VII. gilt als der mächtigste König seiner Zeit, während seiner Herrschaft entstand zur prunkvollen Darstellung seiner Macht die neue Hauptstadt Angkor Thom und Monumente wie der Ta Prohm. Doch nach seinem Tod wurde das Königreich nach und nach schwächer. Die Natur holte sich ihr Refugium zurück und überwucherte den Bayon. Heute, nach aufwändigen – und leider notwendigen – Restaurierungsarbeiten, trauern viele um den verloren gegangenen einzigartigen Charme des Bayon, als man sich noch mit einem Schlagstock den Weg zwischen Unterholz und hängender Vegetation freimachen musste.
Die Architektur
1,5 km schnurstraks vom Südtor Angkor Thom entfernt, befindet sich der Bayon im Zentrum der Stadt Angkor Thom. Besonderes Merkmal des Tempels sind die Säulen mit bis zu 4 Gesichtern, die in alle Himmelsrichtungen zeigen. Der 16 eckige Hauptturm im Zentrum und weitere 54 Türme (Reinhart Zieger schreibt von 51 Türmen), von denen einige heute nicht mehr existieren, lassen den Bayon aus der Ferne zunächst wie einen formlosen grauen Steinhügel wirken. Erst bei näherem Herankommen wird der Besucher die architektonischen Feinheiten vor allem der bis zu 7 m hohen Gesichter gewahr.
Die Ikonographie der vier Gesichter repräsentieren den Bodhisattva Avalokiteshvara (Lokeshvara – Herrscher der Welt) wobei sie die vier Arten des Lächelns symbolisieren: charmantes, trauriges, frohes und schönes Lächeln. Sie beobachten die Menschen, sorgen für ihren Schutz und segnen sie.
Der französische Forscher George Cœdès wiederum vertritt die Auffassung wie viele Khmer, dass die Gesichter auf Grund ihrer Ähnlichkeit mit verschiedenen Statuen von König Jayavarman VII., den König gottgleich als Beweis seiner Macht und Allgegenwart darstellen. In Verbindung mit den über die Gesichtertürme 54 dargestellten Provinzen durchaus vorstellbar, dass der buddhistische König den Bayon allein dazu erbauen ließ, um seine spirituellen Glaubensvorstellungen und immense Strahlkraft als Gottkönig über das gesamte Angkor-Reich zu demonstrieren.
11.000 Reliefs an den Wänden des Bayon Tempels
Der Korridor der untersten Terrasse beherbergt einen ganz besonderen Schatz. Auf einer Fläche von 1200 qm bilden 11.000 in den Stein gehauene Flach-Reliefs eine Symbiose aus Geschichten und Legenden. Dabei sind nicht alle Wände verziert. Man geht davon aus, dass die Arbeiten nach dem Tod von König Jayavarman VII. aufgegeben wurden.
Ein Monument aus 3 Etagen, die kaum zu erkennen sind
Die Struktur des Bayon besteht aus drei Etagen, entspricht also einem khmer-typischen Tempelberg, der sich allerdings nicht so einfach als solcher zu erkennen gibt. Im Vergleich zum weitläufig angelegten Angkor Wat erweckt insbesondere die dritte Terrasse des Bayon den Eindruck, in einem viel zu eng gesetzten Rahmen Rahmen zu stecken. Die zweite Terrasse umfasst gerade mal 70 mal 80 Meter und erweckt mit ihren zahlreichen Gesichtstürmen den Eindruck von einem wild gestapeltem Durcheinander.
Oben angekommen verliert sich jedoch der Eindruck von Chaos einer vermeintlich nicht vorhandenen Architektur. Hingegen rückt die Symbolkraft des Bayon verstärkt in den Vordergrund.
Bayon fotografieren
Die beeindruckenden lächelnden Gesichter im Bayon aus nächster Nähe zu fotografieren: Daran führt wahrlich kein Weg vorbei. Schau Dich in Ruhe um und versuche dabei so gut es geht, die Menschen um Dich herum auszublenden.
Da die Gesichter höher gelegen sind, wirst Du sie an vielen Stellen für Dich allein auf dem Foto haben. Manchmal können aber auch ganz reizvolle Aufnahmen entstehen, so wie diese hier:
Je nach Perspektive und Sonnenlicht lässt sich schön mit der Tiefenschärfe herumexperimentieren. Während ein Gesicht von der Sonne hell angestrahlt wird, liegt ein anderes im Schatten. Der Trick ist, sie so abzubilden, dass ihre Nasen möglichst dicht beieinander und auf gleicher Höhe sind. Mal stellst Du die Schärfe auf das hintere und mal auf das vordere Gesicht ein.
Sternenhimmel am Bayon fotografieren
Mitten in der Nacht zum Bayon: Ich habs getan! Meine Erlebnisse und Tipps für dieses besondere Erlebnis, den Sternenhimmel über den Bayon mitsamt Milchstraße zu fotografieren, habe ich Dir im Artikel Milchstraße am Bayon Tempel fotografieren aufgeschrieben.
Tipp: Bleib auch zum Sonnenaufgang am Bayon. Dann bist Du einer der ersten beim Einlass und entgehst den Menschenmassen. Es lohnt sich auch, den Bayon nicht vom Haupteingang im Osten, sondern gegenüber im Westen zu betreten.
Unterschiedliche Brennweiten für die Tiefenschärfe
Ein beliebtes Motiv ist es, die Perspektive so zu wählen, dass es aussieht, als würden sich die Nasen der Steinfiguren des Bayon berühren. Hier ein Beispiel. Leider war ich mit Blende 8 unterwegs. Eine kleinere Blende von 5.6 hätte den verschwommenen Effekt sicherlich auch bei den kürzeren Brennweiten noch besser hervorgebracht.
- Bild 1: Nah herangezoomt: ISO-200, F/8, 185 mm, 1/250 Sek
- Bild 2: Etwas weiter entfernt: ISO-200, F/8, 40 mm, 1/400 Sek
- Bild 3: Noch näher: ISO-200, F/8, 300 mm, 1/400 Sek
Nase an Nase mit einem König
Ein Highlight ist es, sich Nase an Nase – sozusagen auf Augenhöhe mit einem Gottkönig – fotografieren zu lassen. Tourguides, viele Tuk-Tuk Fahrer und überhaupt die Kambodschaner kennen die Stellen. Hier auf dem Foto meine jüngere Tochter Sabrina <3
Impressionen vom Bayon Tempel
Hier noch Impressionen vom Bayon, die im Laufe der Jahre entstanden sind. Mittlerweile bin ich was mutiger und spiele in den Bildbearbeitungsprogrammen mit den Farben. Dadurch enstehen ganz unterschiedliche Effekte.
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Artikel über Zirkus Phare hier bei Visit Angkor.
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