Ich schlenderte ziellos durch die schmalen Gänge des „Old Market“, einer der unzähligen Märkte im Stadtzentrum von Siem Reap. Aber dieser Markt ist besonders.
Der Old Market in Siem Reap: Hier kaufen Einheimische und Touristen ein
Aber warum? Old Market ist besonders, weil er nicht nur gebaut wurde um als Ort zu dienen, an dem Touristen kleine handgemachte Dinge sowie typisch kambodschanische Souvenirs kaufen können. Nein, dieser Markt ist, wie seine Name schon verrät, einer der ältesten Märkte in Siem Reap. Dies bedeutet, dass dieser Markt, ebenso wie jeder andere Markt in jeder anderen Kultur, hauptsächlich zum Handel und (Ver-)Kauf lokaler Nahrungsmittel von lokalen Produzenten an lokale Konsumenten gebaut wurde.
Jedoch muss man wissen, Siem Reap liegt in der Nähe von Angkor Wat: großer Tempelkomplex, berühmtes Weltkulturerbe sowie Kambodschas größter Stolz und deswegen selbstverständlich ein enormer Touristenmagnet. Viele Touristen verbleiben in einem der vielen Sternehotels nach westlichem Vorbild und unternehmen Tagestrips mit dem TukTuk-Taxi zu der atemberaubenden Tempelanlage Angkor Wat.
Selbstverständlich will jeder Tourist etwas Besonderes den Liebsten daheim mitbringen. Also entwickelte sich Old Market langsam von ein paar überladenen Ständen mit frisch gefangenem Fisch neben Tischen voll von exotischen grünen Orangen und fürchterlich stinkenden Durian-Früchten, angrenzend an Ständen mit einer großen Auswahl an Kräutern und Gewürzen, gegenüber von noch stets blutenden kopflosen Hühnern, welche neben überfüllten Ständen mit weiteren unbekannten, unidentifizierbaren, gutaussehenden Lebensmitteln mit unaussprechlichen Namen von der Decke hängen, zu einem großen überdachten Platz mit unzähligen Lebensmittelständen gemischt mit doppelt so vielen touristischen Ständen welche Kleidung, Taschen, Schmuck, kambodschanischen Krimskrams u.v.m. an glückliche Touristen verkaufen.
Ernsthaft, während man gerade dabei ist, einen guten Preis für eines der berühmten „Angkor- my country, my beer“- T-Shirts oder für eines der schönen Flower-Power-Kleider zu verhandeln, riecht man die verschiedenen Gewürze, hört die noch lebenden Hühner und sieht das frische Gemüse, welches man später zum Mittagessen serviert bekommt. Denn trotz des „neuen“ touristischen Teils wird Old Market immer noch von vielen Einheimischen sowie vielen Köchen der nahe gelegenen Restaurants besucht, welche hier ihre Lebensmittel täglich kaufen.
Überwältigt von dieser Mischung von verschiedenen Eindrücken, stand ich an einem der Stände und versuchte wunderschöne, kleine, handgefertigte Armbänder für meine Freundinnen zu Hause zu kaufen. Die junge Frau, wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als ich, verlangte 3$ das Stück.
„Was!? 3$Dollar das Stück?? Das ist viel zu viel!“ Ich war sprachlos.
„Lady, es ist ein guter Preiii“ antwortete sie mir mit einem unterwürfigen, bettelnden, aber dennoch fordernden Ton. Anscheinend tendieren Kambodschaner dazu, den letzen Buchstaben von englischen Wörtern, insbesondere wenn es sich dabei um ein „s“ handelt, nicht auszusprechen. Mit „Preiii“ meinte sie offensichtlich „Preis“.
„Nein, Ich habe genau die gleichen Armbänder auf dem Night Market für 2 Stück für 1$ gesehen.“ Argumentierte ich. „Aber Lady, Night Market ist nicht Old Market! Du wollen Original.“ Auf dem Night Market werden nur Souvenirs und Kleidung, jedoch keine Lebensmittel angeboten. Deswegen wird er eigentlich nur von Touristen besucht und von Einheimischen gemieden.
„Ja, sie haben Recht… aber dennoch, es ist zu viel! In Ordnung, Ich nehme 10 Armbänder und gebe ihnen 5$.“ Und dann war es da: Sie sah mir direkt in die Augen und sagte „Aber Lady, du bist doch reich, ne!?! Warum bezahlst du mir nicht guten Preiii?“. Und ein weiteres Mal war ich sprachlos. „Nein, ich bin nicht reich!“ wollte ich protestieren, aber ist das wirklich wahr?
Bin ich nun reich, oder nicht?
Nun, ich bin nicht „mal eben so“ einfach hierher gekommen. Ich bin Studentin und wohne noch zuhause bei meinen Eltern, denn das ist einfach kostengünstiger als eine eigene Wohnung zu mieten. Ich sparte jeden Cent und arbeitete hart um diesen Trip nach Kambodscha zu finanzieren. Also nein, ich bin definitiv nicht reich.
Aber im Vergleich zu hier, wo die Sonne immer zu scheinen scheint, wo tägliches essen in Restaurants und anschließendes Cocktail trinken für zweieinhalb Dollar Normalität ist, wo das Fahren mit dem TukTuk-Taxi einfach zu billig und zu bequem ist, um es nicht zu benutzen und hier, wo ich in einem Hotelzimmer schlafe, das genauso groß ist, wie ein Zimmer, welches eine normale kambodschanische Familie als Wohn-, Ess- und Schlafzimmer gleichzeitig nutzt, hier scheine ich reich zu sein.
Und ja, hier bin ich es, denn als Tourist kann ich es mir leisten, Geld für Dinge wie diese auszugeben, wohingegen ein Einheimischer niemals Geld dafür erübrigen könnte. Aber bedeutet das, dass ich einen übertriebenen Preis für ein kleines Armband bezahlen muss, welches lediglich aus einem simplen Textilband dekoriert mit winzigen Muscheln besteht, und für das Einheimische nie und nimmer den gleichen Preis bezahlen müssen?
Ja, tut es. Denn ganz egal wie überteuert hier Etwas erscheint, es ist immer noch günstiger als Zuhause. Und ganz egal wie billig und gewöhnlich hier Etwas für mich zu sein scheint, ist es immer noch exklusiv und unbezahlbar für einige einheimische Kambodschaner.
Also bin ich reich? Oder bin ich arm? Nun, ich schätze es kommt, wie alles im Leben, auf die Sichtweise an.
Letzten Endes nahm ich sechs Armbänder und bezahlte 5.50$. Wir beide lächelten glücklich in dem Glauben einen guten Deal erzielt zu haben.
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